In zwei Wochen tritt in der Türkei ein Rauchverbot in Cafés und Bars in Kraft. Es gilt auch für die Wasserpfeifen, die eben eine Renaissance erleben. Jan Keetman, Istanbul
Griechenland hat den Schritt am 1. Juli gemacht; auch in der Türkei, wo 40 Prozent der Erwachsenen rauchen, gilt ab 19. Juli die letzte und schärfste Stufe eines Rauchverbots. Nach Spitälern und Sportstadien sollen nun Cafés und Bars rauchfrei werden. Das Anfang 2008 beschlossene Gesetz hat in der Türkei erstaunlich wenig Diskussionen ausgelöst. Zu reden gaben einzig die drakonischen Bussen. So sollen künftig etwa Wirte, die kein Schild «Rauchen verboten» aufhängen, umgerechnet 450 Euro zahlen müssen.
Die Sonne brennt an diesem Nachmittag heiss auf Istanbul, zu heiss, um mit der Wasserpfeife im Freien zu sitzen. Doch im vielbesuchten achteckigen Bau mit seinen hohen Wänden und seiner Kuppel wird es nie zu heiss. An den Wänden stehen Bänke, Tische und Hocker, an denen die Raucher mit ihren Wasserpfeifen sitzen. Stammkunden haben im Lokal ihre eigene Pfeife deponiert. Zu ihnen gehört der 40-jährige Teppichhändler Seyhmus. Er würde nie eine Zigarette anrühren. «Ich mag den milden Rauch und das Geräusch, wenn der Rauch durch das Wasser gezogen wird, das ist Harmonie», sagt er lächelnd.
Es gibt eine Reihe ungeschriebener Gesetze, die mit dem Pfeifenrauchen zusammenhängen. Es ist verpönt, sich in einem Raum, in dem Wasserpfeifen geraucht werden, eine Zigarette anzuzünden oder laut zu sprechen. Eine Pfeife kann von zwei Rauchern geteilt werden, doch nur, wenn jeder ein eigenes Mundstück gebraucht. Man gibt den Schlauch auch nicht von Hand zu Hand, sondern legt ihn behutsam auf den Tisch, von wo ihn der andere Raucher ebenso behutsam wieder aufnimmt. Alles geschieht mit orientalischer Gelassenheit.
Mit diesem Anstrich des Orientalischen mag es zusammenhängen, dass die Wasserpfeife einst in der Türkei fast ausgestorben war. Sie schien nicht mehr in die neue Zeit von Atatürks europäisierter Türkei zu passen. In den wenigen verbliebenen Lokalen sah man fast nur alte Männer. Heute sind fast alle Raucher unter vierzig. Es scheint, als könnte das Land plötzlich etwas unverkrampfter mit seinem osmanischen Erbe umgehen.
Ekrem, der Wirt des Lokals mit den Wasserpfeifen, kommt an den Tisch und beginnt gleich die Wasserpfeife zu verteidigen. Sie sei viel gesünder als Zigaretten, denn durch das Wasser werde der Rauch von Teer und anderen Stoffen gereinigt. «Die Wasserpfeife», meint er, «ist Kultur, ist Ruhe, ist freundliches Gespräch.»
Doch das kommende Verbot erscheint unausweichlich. Für 22 Millionen türkische Raucher, davon etwa zwei Drittel Männer, wird es hart werden. In der Wirtschaftskrise haben die Türken schon gelernt, aufs Reisen zu verzichten oder etwa auch auf Alkohol, nur der Tabakkonsum blieb stabil.
Allerdings sind die ersten Stufen des Rauchverbots bisher erstaunlich gut befolgt worden, so dass auch die neue Einschränkung vom 19. Juli beachtet werden dürfte. Die Wasserpfeife kann dann nur noch im Freien geraucht werden, wenn es weder zu heiss noch zu nass ist. Wird der Teppichhändler Seyhmus also seine Pfeife neu zu Hause rauchen? «Nein», sagt er, «zu Hause habe ich keine glühende Holzkohle. Dann höre ich eben auf.»
Quelle450,- Euro ist natürlich ganz schön happig-da werden sie sich wohl doch ans Verbot halten.....