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Autor Thema: Kilikien  (Gelesen 7594 mal)

9 Antworten am Kilikien
am: 03. August 2010, 08:06:48

Offline TC Melanie

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Die türkische Südküste steckt voller Legenden und antiker Schätze. Dennoch wirkt Kilikien touristisch oft unberührt.

Anfangs zögert der Bayer. Doch schnell gehört seine volle Aufmerksamkeit ihrer schwindelerregenden Schönheit. Schließlich verfügt die Besuchte über imposante Maße und lässt tief blicken. "So also sieht die Hölle aus", staunt der Katholik am Abgrund. Die Korykischen Grotten sind nur eine von vielen Attraktionen im Südosten der Türkei, die künftig mehr Touristen anziehen sollen. Die Sehenswürdikeit aus Karbonatgestein ist 128 Meter tief, der Durchmesser der kupferroten, schwarz gesprenkelten Felsgrotte beträgt 50 Meter. "Paradiesisch", findet der graumelierte Mann aus Bad Wörishofen den monumentalen Anblick.

Tourleiter Davut Oguzcan erklärt seiner staunenden Reisegruppe, dass das Phänomen einem unterirdischen Fluss zu verdanken sei, der vor Jahrmillionen ein Höhlensystem bildete und dessen Decke einstürzte. Er berichtet von der Geburt der Göttin Aphrodite an Zyperns Gestaden, deren Geschichte hier an der kilikischen Küste begann. Die Touristen hören gebannt von der Zeugung der aus Schaum Geborenen und schlürfen dabei ihren kalt aufgeschäumten Joghurt-Drink. Die 290 Stufen in die Tiefe zu steigen, wo das Rauschen des unterirdischen Flusses zu hören ist, wagen sie nicht.

"Die Zeit drängt", mahnt Reiseführer Davut, Kilikien besitzt schließlich mehr als 200 antike Stätten, die besichtigt werden können. Die Küstenregion am Mittelmeer zwischen Anamur und Antakya ist so etwas wie touristisches Neuland. Im kommenden Herbst wird der Ausbau des seit Mai auch von deutschen Fliegern frequentierten Flughafens Hatay abgeschlossen sein.

Reiseführer Davut scheut sich nicht, seinen Finger in so manche touristische Wunde zu legen. Etwa bei den Bausünden der Region, auch in Antakya. Das antike Antiochia ist die Provinzhauptstadt von Hatay. Ausnahmslos gesichtslose Neubauten säumen den Fluss Orontes. Im Betonkanal durchzieht eine braune Flussbrühe den marode wirkenden Ort. Für den enttäuschenden ersten Eindruck entschädigt das Archäologische Museum: Jahrtausendealte Mosaike, Sarkophage und Amphoren ziehen Kulturinteressierte in ihren Bann. Davut berichtet seiner Gruppe über die Hethiter, die die Ägypter mit neuartigen Streitwagen in Schach hielten, vom Makedonier Alexander dem Großen, der die Perser im nördlich gelegenen Issos bei der "Keilerei von 333" in die Flucht schlug. Militante Römer und herrschsüchtige Osmanen folgten.

Osmanisch geprägt ist auch der historische Stadtkern Antakyas. Dass dieser Winkel Kleinasiens seit vielen Jahrzehnten von der türkischen Regierung in Ankara vernachlässigt wird, sieht man auch den Gebäuden in den engen Altstadtgassen an. Allerdings hat sich mit Aufhebung der Visapflicht zwischen Syrien und der Türkei 2009 schon einiges gebessert, denn es fließt etwas Geld. Im kleinen Grenzverkehr kommen arabische Geschäftsleute, kurdische Familien sind zu Besuch.
Der Türke Selçuk Tokdemir hat sich schon bereit gemacht für die neue Zeit. Preisgekrönt ist sein Projekt Soterya ("Erneuerung"), ein mehr als 100 Jahre altes herausgeputztes Haus, das der junge Mann als neuer Eigentümer bewirtschaftet. Im Innenhof bieten Selçuks Helferinnen bestickte Kissenhüllen, ungewöhnlich bedruckte Seidenschals oder reich verzierte Brettspiele an. Orangenbäume spenden Schatten, auf Holzbänken mit orientalischen Kissen können Besucher heißen Tee mit (sehr viel) Zucker genießen.

Die deutsche Reisegruppe findet es eigentlich gemütlich an diesem Ort, doch der Mann aus Bayern drängt. Er möchte endlich den "Papst der Syrer" sehen. Selçuk, der bald in der Altstadt ein Fünf-Sterne-Hotel eröffnen will, bedankt sich höflich für den Kurzbesuch, die Gruppe lässt die Oase im Grau Antakyas zurück. Es geht den Stadtberg hinauf, zu einer der vermutlich ältesten Sakralstätten der Christenheit, einer Höhle, die angeblich seit dem 1. Jahrhundert genutzt wird.
Auf dem schmalen Plateau davor sammeln sich Pilger. Besucher rasten unter Olivenbäumen. Der steile Abhang gibt das Panorama auf das verbaute Flusstal frei. "Dit is hässlich, wa ...", entfährt es der Berlinerin aus Davuts Gruppe. "Antakya wird sicher künftig schöner werden", entgegnet Davut.

Den Eingang zur Höhle haben die Kreuzfahrer im Mittelalter mit einem imposanten Portal aus Stein versehen, ein begehrtes Fotomotiv. Im Inneren hört derweil der Bayer die Predigt von Moran Mor Ignatius Zakka I. Iwas. Der Patriarch von Damaskus, Oberhaupt der Syrisch-Orthodoxen Kirche, predigt in aramäischer Sprache. Auch er und seine Glaubensbrüder sind Nutznießer der neuen türkisch-syrischen Grenzfreiheit.

Harbiye liegt an den südlichen Ausläufern des Taurusgebirges. Hier gedeihen vor allem Lorbeer-, Eukalyptus- und Eichenbäume prächtig. In einem großen Restaurant oberhalb einer bewaldeten Schlucht wartet bereits der gedeckte Tisch für Davuts Reisegruppe. Gegrillte Hähnchen, riesige frische Fladenbrote, Joghurtsoßen, üppige Salatplatten und viel Süßes mit Honig, Pistazien und feinen Nudeln werden in gemächlicher Folge serviert. Es sind vor allem Einheimische, die es sich hier schmecken lassen.
Wo sie sich niederlassen, kann man ja als Tourist nichts verkehrt machen. In der idyllischen Einkaufsstraße im Ort kaufen Touristen, vornehmlich sind sie aus der Türkei und aus Syrien, Souvernirs: Tinnef aus Plastik oder Wertvolles aus Seide.

Das zarte Pflänzchen Tourismus hat sich auch in Kanlidivane bei Kizkalesi entwickelt. Eine enorme Karstdoline bildet das Zentrum dieser antiken Stadt. Auch um diesen mysteriösen Erdeinbruch, der Höhlen und unterirdische Gänge birgt, ranken sich Sagen und Geschichten. Es soll einst ein Heiligtum zur Verehrung des Zeus Olbius gewesen sein. Ringsherum liegen Paläste, die in byzantinischer Zeit in Kirchen umgewandelt wurden. Die eigentliche Stadt zieht sich dahinter am Hang entlang. Von den einstigen Wohnhäusern sind nur noch Reste erhalten, aber diverse Tempelgräber bieten noch immer ein imposantes Bild.

Und schon geht es weiter. Einige Kilometer östlich erreichen die Reisenden die antike Stadt Elaiussa-Sebaste. Vom Theater aus bietet sich ein fantastischer Blick aufs Meer, dabei gilt es antike Bäder, Tempel und Wohnhäuser zu bestaunen. "Ephesus ist nichts dagegen", sagt Davut mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz an der Ägäisküste.

An der kilikischen Küste hat es das Städtchen Kizkalesi nicht nur türkischen Touristen angetan, vor allem wegen seiner etwa 200 Meter vor dem Strand im Wasser ruhenden "Mädchenburg". Eine Legende besagt, dass einem König prophezeit wurde, seine einzige Tochter werde durch einen Schlangenbiss sterben. Deshalb baute er ein Schloss im Wasser, in dem sie geschützt leben sollte. Verborgen in einem Obstkorb fand die Schlange dann doch ihren Weg ins Wasserschloss … Verbürgt ist: Die Festung wurde 1104 vom byzantinischen Admiral Eustathios erbaut.

Auch wenn an den Ortsrändern von Kizkalesi bereits Anfänge bedrohlicher Bauwut zu erkennen sind - am Strand ist alles noch schön unorganisiert. Kizkalesi ist eine Mini-Hochburg des Tourismus, wo man neben Türken auch Deutsche, Engländer und Russen trifft. Der Badeort selbst kommt (noch) ohne Hochhäuser aus und wirkt zumal in der Nebensaison wie eine typische türkische Kleinstadt.

Einige Kilometer westlich führt Davut seine Gruppe zum Ende der Reise "durch die kilikische Schatzkammer" zum Fischerdorf Narlikuyu, gelegen in einer kleinen Bucht. Im Restaurant gibt’s auf Holzkohle gegrillten Rotbarsch. Was bedeutet Narlikuyu? "Garten Eden", sagt Davuk. Und meint vielleicht ganz Kilikien damit.

Quelle
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!

Antwort #1
am: 03. August 2010, 19:00:59

Offline Reyhan

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Zitat
Auch wenn an den Ortsrändern von Kizkalesi bereits Anfänge bedrohlicher Bauwut zu erkennen sind

Mittlerweile ziemlich weit fortgeschrittene Bauwut, die mich wütend macht !

Reyhan

Antwort #2
am: 03. August 2010, 23:51:21

Offline Ursy

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 :ok: Melanie, danke für den Bericht. So brauche ich nicht schreiben und kann nur meine Bilder anfügen  :yippieh:.

Für "Himmel+Hölle" und über "Antakya/Hatay" schaut doch bitte die Fotos in meinem Reisebericht an.

Candan selam  Ursy
Es gibt Menschen die sieht man oft, es gibt Menschen die sieht man jeden Tag, und es gibt Menschen, denen sieht man nur einmal in die Augen und vergisst sie nie.

Antwort #3
am: 03. August 2010, 23:55:54

Offline Ursy

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.... hier noch die restlichen Fotos zum Bericht.      Selam  Ursy
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Antwort #4
am: 04. August 2010, 00:03:52

Reisende

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Schade, daß du auf deinen persönlichen Bericht diesmal verzichtet hast  :'(
Doch ich kann es gut nachvollziehen...
Wieder sehr interessante Bilder, die Türkei ist immer eine Reise wert.
Danke Ursy.
Gruß Willi

Antwort #5
am: 04. August 2010, 00:15:51

Offline Ursy

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 :peace: özür dilerim barula.  Hatte gar nicht vor darüber was zu schreiben, aber als ich den Bericht sah dachte ich, ich könnte doch meine Fotos vom Juni dazugeben.

Ich schreibe bestimmt wiedermal selber  :pfeif:

Gute Nacht wünscht Ursy
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Antwort #6
am: 04. August 2010, 09:21:49

Offline sally

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 :applause: WOW die letzten sind ja echt Postkartenreif  heuschnupfen
 :ciao: sally
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2016 auch.. 😊

Antwort #7
am: 04. September 2010, 10:39:40

Wolf

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ein wirklich schöner Bericht und tolle Fotos - da kamen direkt Erinnerungen an eine vergangene Rundreise hoch. Danke.

Antwort #8
am: 30. September 2010, 06:11:26

Offline TC Melanie

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Kilikien: Dolce Vita alla Turca

Wo Apostel predigten und Römer das Leben genossen

Berge von Knoblauch, Petersilie und Pfefferminze türmen sich auf den Marktständen. Fischverkäufer preisen Sardinen, Tintenfische, Krebse und Garnelen an. Gleich um die Ecke tut sich ein Gewürz- und Kräuterparadies auf: Es duftet nach Zimt, Nelken und Kardamom, die Kunden probieren Pinienkerne, Pistazien und eine feurig-scharfe Paprikapaste.

Beim Bummel durch die Altstadt-Basare der Region Kilikien taucht man ein in das betörende Alltagsleben südosttürkischer Städte wie Mersin, Tarsus und Adana. Nicht zu vergessen Antakya, das antike Antiochia nahe der Grenze zu Syrien.

Kilikien, so geht die Sage, ist nach dem Prinzen Kilic benannt, der sich auf der Suche nach seiner Schwester Europa hier niedergelassen haben soll. Die Region südöstlich des Taurus-Gebirges ist touristisch weitgehend unentdeckt und spricht Urlauber an, die eine "ursprüngliche" Türkei suchen und sich für die reichhaltige und vielschichtige Geschichte des Landes begeistern können.

Auch wenn die Küste selbst mitunter durch Wohnsilos und Trabantensiedlungen verschandelt ist, finden sich hier rund 200 Sehenswürdigkeiten unterschiedlichster Art. Seien es Naturspektakel wie die korykischen Grotten "Himmel und Hölle" (Cennet ve Cehennen), die Wasserfälle in Tarsus und die plätschernden Quellen in Harbiye.

Oder seien es die Spuren der Römer: Auf den Besucher wartet ein weitläufiges Areal aus Nekropolen, Mausoleen, Theatern und Basiliken. Als besonderes Schmuckkästchen gilt das Archäologische Museum in Antakya mit seinen exzellenten römischen Mosaiken.

Zu den Wurzeln des Christentums kehrt zurück, wer Tarsus, die vermutliche Geburtsstadt des Apostels Paulus besucht oder die Grottenkirche am Stadtrand von Antakya, in der Apostel Petrus gepredigt haben soll.

Eine atemraubende antike Stätte, in der im Sommer Jazz-Konzerte stattfinden, ist Kanytelleis zwischen Silifke und Erdemli: Die bizarren Mauerreste der Pilgerstadt, die fünf Kirchen zählte, gruppieren sich um einen gigantischen, runden Karsteinsturz mit einer Tiefe von 60 Metern.

Der Tag klingt aus im "Garten Eden": Das Mosaik der unverhüllten "Drei Grazien" in einem altrömischen Bad in Narlikuyu vermittelt einen wunderbaren Eindruck vom "Dolce Vita alla Turca". Genau die richtige Einstimmung, um sich anschließend in einem Fischrestaurant verwöhnen zu lassen.

Quelle: touristikaktuell
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

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Antwort #9
am: 04. April 2011, 07:59:08

Offline TC Melanie

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In Kilikien liegen Himmel und Hölle nah beieinander

Mit seinen 200 antiken Stätten ist Kilikien im Südosten der Türkei eine Schatzkammer der Geschichte. Massentourismus und Bettenburgen gibt es hier nicht.

Winter war gestern, doch während in Deutschland der Frühling nur langsam in Gang kommt, ist er am Mittelmeer längst da. Um sich von ein paar Sonnenstrahlen verwöhnen zu lassen, muss man nicht unbedingt auf den üblichen Trampelpfaden von Mallorca & Co. wandeln. Frühling bedeutet schließlich Aufbruch. Neue Entdeckungen, neue Ziele. Zum Beispiel Kilikien, ein Landstrich in der Südosttürkei und touristisch gesehen noch ein ganz zartes Pflänzchen.

Der rund 300 Kilometer lange Küstenabschnitt zwischen Antakya, der südlichsten Stadt Anatoliens, und Anamur ist ein faszinierendes Stück ursprünglicher Türkei. Es gibt keinen Massentourismus, keine Betonburgen, kein All-inclusive.

Dafür findet der kulturinteressierte Urlauber eine wahre Schatzkammer vor, mit so viel Historie wie in kaum einer anderen Region des an sich schon geschichtsträchtigen Landes. 200 antike Stätten, viele davon unentgeltlich zugänglich, sind zu besichtigen.

Davut Oguzcan lacht, als er die Reisenden in ihren dicken Mänteln am Flughafen von Hatay in Empfang nimmt: "Bei uns ist schon T-Shirt-Wetter", kommentiert er die 20 Grad. Dass es in Deutschland um diese Jahreszeit noch ziemlich kühl ist, weiß er aus eigener Erfahrung.
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Oguzcan ging als 18-Jähriger von Mersin nach Deutschland, studierte Energietechnik, wurde Manager, kam zurück in die Heimat, eröffnete ein Restaurant und rief einen Kunst- und Kulturverein ins Leben. Dann wurde er Reiseleiter - aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Der 56-Jährige ist ein Geschenk für jeden Touristen, denn er ist ein Geschichtenerzähler, wie es sie im Orient seit jeher gibt. Einer, der Sagen und Legenden weiß und die Vergangenheit lebendig werden lässt.

Zu Korikos, der im 12. Jahrhundert erbauten Mädchenburg, die malerisch vor dem Ferienort Kizkalesi im Meer liegt, präsentiert er den interessiert Lauschenden eine anrührende türkische Dornröschen-Variante: Die Geschichte einer Prinzessin, die auf Wunsch des besorgten Vaters auf einer Burg im Meer leben musste, weil es dort keine giftigen Tiere gab. Und doch schlängelte sich eines Tages eine giftige Natter in den vom Festland gelieferten Obstkorb, und es war um die schöne Königstochter geschehen.

Ohne Kletterausrüstung kommt man nicht in die Hölle

Weiter geht es durch blühende Landschaft zur nahe gelegenen antiken Stadt Elaiussa. Hier stehen zwischen Wildtulpen und Anemonen Ruinen von Tempeln, Wohn- und Badehäusern und ein antikes Theater, das für Davut tausendmal schöner ist als das berühmte Ephesus an der stark frequentierten Ägäisküste. Der Blick vom Theater auf die Küste ist ohne Zweifel atemberaubend schön.

Weitaus beeindruckender sind allerdings die Korykischen Grotten, auch Cennet und Cehennem (Himmel und Hölle) genannt. Begrünt und lieblich die erste, 100 Meter und fast 300 Stufen geht es hinab in die Tiefe zu der kleinen Marienkapelle. Die Hölle, zum Glück kleiner als der Himmel, ist düster, Furcht einflößend und ohne Kletterausrüstung nicht zu erreichen. Aber wer will da schon hin? Die Grotten entstanden vor Millionen Jahren. Ein unterirdischer Fluss hatte ein Höhlensystem gebildet, die Decke stürzte ein und bildete zwei Trichter.

Anschaulicher ist Davuts Version. Um sich an Zeus für die Niederlage der Titanen zu rächen, vereinigte sich die Muttergottheit Gaia mit Tartaros und gebar Typhon, später Vater des Höllenhundes Zerberus - ein Ungeheuer mit Feuer speienden Schlangenköpfen, der in diesem düsteren Schlund gefangen lebte.

Einige Autominuten später kann man jedwede finsteren Gedanken vergessen und in dem kleinen Badeort Narlikuyu an einer türkisfarbenen Bucht herrlich in der Sonne sitzen. In einem der Ausflugs-Restaurants schmeckt frischer Fisch, Sütlü-Pide, ein dünnes Fladenbrot und Salat, der statt mit Essig mit Granatapfelsirup angemacht wurde.

Eine wichtige Pilgerstätte für Christen

In der Antike war Antiochia, so der frühere Name von Antakya, als zentraler Handelsplatz zwischen Asien und dem Mittelmeerraum, nach Rom und Alexandria die Metropole der damaligen Zeit und ein Schmelztiegel der Religionen und Kulturen.

Die Hauptstadt der Provinz Hatay ist eine wichtige Pilgerstätte für Christen. Denn hier entstand einst die erste christliche Gemeinde in einer Höhle am Stadtberg, wo der Apostel Petrus gepredigt haben soll. Im 11. Jahrhundert wurde von Kreuzrittern ein Kirchenportal in den Fels geschlagen. Vor dem Eingang haben sie einen imposanten Stein aufgestellt, der heute ein beliebtes Fotomotiv ist.

Das moderne Antakya am Orontes-Fluss mit seiner gesichtslosen Architektur bietet hingegen wenig Motive, außer dem archäologischen Museum mit seiner beeindruckenden Sammlung an Mosaiken. Die enge Altstadt wirkt etwas heruntergekommen, doch sieht man erste Anzeichen, wie man sich für mögliche Touristenströme aufhübscht.

Nachdem dieser entlegene Winkel an der Grenze zu Syrien jahrelang vernachlässigt wurde, spendiert die türkische Regierung inzwischen wieder etwas Geld. Der Geschäftsmann Selcuk Tokdemir hat zum Beispiel ein 100 Jahre altes Haus im traditionellen Stil wunderbar herausgeputzt. Im Innenhof gibt es eine Teestube, und man kann Spezialitäten der Region, Handarbeiten und Brettspiele kaufen. "Soterya" (Erneuerung) heißt das Projekt, das bereits preisgekrönt wurde.

Immer wieder an diesem Küstenstreifen trifft man auf Spuren der Apostel. Paulus, der Wegbereiter des Christentums, wurde als Zeltmacher Saulus in dem kleinen Städtchen Tarsus geboren. Wo heute die heilsame Paulusquelle plätschert, stand angeblich sein Geburtshaus.

In Tarsus soll Kleopatra Marcus Antonius verführt haben nach seinem Sieg bei Philippi (42 v. Chr.). An die schöne Ägypterin erinnert noch das Kleopatra-Tor aus römischer Zeit. Das alte Tarsus befindet sich fünf bis 20 Meter unter der Erde. 1993 wurde eine antike Straße zufällig beim Bau eines Geschäftshauses entdeckt. Sie war vermutlich fünf Kilometer lang, bislang sind nur 100 Meter freigelegt.

Im nahen Basar, in dem man Paulus-Reliquien aller Art erstehen kann, wird statt des üblichen schwarzen Çay (Tee) in kleinen Gläsern "Kaynar" serviert. Eine zuckersüße Tee-Spezialität aus Zimt und anderen Gewürzen, die mit gehackten Walnüssen veredelt wird.

Die nächste größere Stadt, das circa 40 Kilometer entfernte Adana, ist nicht wirklich sehenswert. Selbst ein Superlativ wie die 1998 erbaute Sabanci-Moschee, mit sechs Minaretten die größte Moschee der Türkei, ist zwar beeindruckend, aber ohne Atmosphäre.

Von den größeren Städten Kilikiens ist allein die junge Provinzhauptstadt Mersin mit 800.000 Einwohnern einen Besuch wert: Es gibt eine quirlige Innenstadt mit vielen Geschäften und wunderbaren Gewürzläden sowie eine zehn Kilometer lange Strandpromenade mit Palmen und Nachbildungen historischer Gebäude. Herrlich für einen Spaziergang am Abend nach einem zehnstündigen Sonnentag.

Ein beliebtes Souvenir aus Kilikien ist Lorbeerseife. Vor dem Kauf sollte man den Qualitätstest machen; nur wenn sich die Seife wie Samt anfühle, sei sie reich an Ölen und mache die Haut streichelzart, sagt Davut und hat dazu natürlich eine Geschichte parat: Apollo hatte sich in Daphne verliebt, die ihn nicht erhörte. Er bat Zeus um Hilfe. Als Apollo Daphne das nächste Mal umarmen wollte, verwandelte sie sich in einen Lorbeerbaum, worauf Apollo sprach: "Siehst du, du entkommst mir nicht." Er flocht aus den Blättern einen Lorbeerkranz, den künftig die Sieger tragen sollten.

Davut bekommt stattdessen einen Hut gegen die Sonne, die Temperaturen steigen im Sommer beträchtlich. Darum kommt man als Tourist auch lieber im Frühjahr.

Quelle
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!