Nicht etwa der Döner, nein, das "Balik Ekmek", das Fischbrot, ist für Istanbul das, was die Currywurst für Berlin ist: der berühmteste Snack der Stadt. Einer vollkommeneren Verwendung kann türkisches Brot nicht zugeführt werden. Man nehme ein duftendes halbes Weißbrot. Aufklappen. Eventuell Brot auf der Innenseite rösten, mit knusprig gebratenem Bonito oder Makrele belegen, darauf etwas Salz, Zwiebeln, Salat. Der eine rundet es mit Tomaten ab, der andere mit sauer eingelegtem Blaukraut. Reinbeißen. Jubeln. Bratfett von den Mundwinkeln streichen.
Die Fischer verkauften das einst am Kai von ihren Booten herunter, ein billiges Frühstück für, so beschreibt es der Autor Yasar Kemal, "Herumtreiber, Vagabunden, junge, übermüdete Huren". Vor ein paar Jahren noch tummelten sich die Fischbrotbratboote den Bosporus hoch, dann verbot die Stadt das Gewerbe, jetzt sind die Brater aufs Land übersiedelt, und die letzten legalen Boote stehen am Goldenen Horn neben der Galatabrücke. Dort drängeln sich nun Japanerinnen neben Istanbulern, hocken auf billigen Plastikhockern, lassen sich von groben Kellnern herumkommandieren, zahlen vier Lira für ein Balik Ekmek und schwelgen. Ein 60-jähriger Istanbuler: "Allah, das macht Spaß. Pure Nostalgie." Ein junger Arbeiter: "Ist billig und schmeckt. Du kaufst ein Balik Ekmek und hast das Gefühl, du seist ausgegangen, am Meer Fisch zu essen." Zwei lustige Frauen. Die eine: "Sieh mal. Wir sind aus Canakkale angereist. Zu Hause werden wir als Erstes erzählen, dass wir an der Brücke hier Fischbrot gegessen haben. Stimmt's?" Die andere, mit vollem Mund: "Stimmt!"
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