Karagöz&Hacivat
Das Spiel mit Schein und Wirklichkeit,Theater und Märchen für mehr als 1001 Nacht.
Franz Xaver Kroetz auf türkisch im Istanbuler Theater, Schwanensee in Ankara - die Bühne orientiert sich am europäischen Standart.
Nur noch selten sind traditionelle Szenarien des osmanischen Theaters oder Meddah, der Märchenerzähler zu sehen. Wenn jedoch die Aufführung einens Schattenspieles, oder einer Volkskomödie angekündigt ist, sollte der europäische Besucher sie nicht versäumen. Nicht nur die Darsteller, auch die Anteilnahme der Zuschauer ist ein Erlebnis.
Karagöz, das Schattenspiel
Der Erfinder des Schattenspiels, so heisst es, habe in China einen Abendspaziergang gemacht und plötzlich durch das Papierfenster einen innen beleuchteten Hauses die Bewegung der Menschen wahrgenommen. Da sei ihm die Idee zu einer Kunstform gekommen, die Zeitalter überdauern und sich quer über den asiatischen Kontinent verbreiten sollte. Auf welchem Weg jedoch das hochentwickelte Schattenspiel Südostasiens und Indiens nach Anatolien gelangte, ist noch umstritten. Eine Überlieferung berichtet, dass Sultan Selim I. bei seiner Einnahme Ägyptens im Jahre 1517 in Kairo eine Vorstellung zu sehen bekam. Begeistert habe er sogleich alle Künstler und Künstlergepäck mit nach Istanbul genommen.
Der indischen Anschauung, die Welt der Gegenstände sei nur Schein und nicht Wirklichkeit, war das Schattenspiel insofern entgegen gekommen, als auf der weissen, von hinten angeleuchteten Fläche nur Schatten agierten, während der wirkliche Akteur verborgen blieb.
Auch der Monotheistische Islam konnte sich auf diese Kunstgattung seine Philosophien machen. Kann doch die Vielzahl der Figuren einschliesslich ihrer Stimmen von einem einzigen Meister gelenkt und dargestellt werden. Ein Lehrbeispiel für die Allmacht Gottes, des Weltenlenkers.
Die Hauptfigur, die dem türkischen Schattenspiels den Namen gab, ist ein Zigeuner. Er ist ungebildet, aber pfiffig. Sein Freund und Gegenspieler ist Hacivat, kennt osmanische Oden auswendig, ist aber pendantisch, steif und findet sich im Leben schlechter zurecht. Daneben gibt es 2 Frauenfiguren, die eingesetzt werden, wenn die Handlung sie braucht, ausserdem Repräsentanten der in der Türkei ansässigen Minderheiten: Juden, Lazen, Armenier, die ihre Dialekte sprechen und für mancherlei komische Missverständnisse und Sprachwitz sorgen. All diese und andere Figuren sind dem Publikum bekannt und haben in jedem neuen Stück ihre Funktion. Ehe das Spiel beginnt, betrachtet das Publikum einen Schauvorhang, der sie auf den oft politisch hintergründigen Inhalt einstimmen soll.
Die Märchenerzähler - Meddah
Auch diese Kunst hat in der Türkei eine lange Tradition. Weil sie keinerlei äusseren Aufwand benötigt , nur Stimme, Mimik und Gestik des Darstellers, konnte sie in armen wie auch reichen, ländlichen und auch städtischen Verhältnissen gedeihen. Die berühmtesten Meddahs traten in Istanbuler Kaffeehäusern auf . Nicht selten wurden sie in den Palast gerufen um den Sultan mit seinen Gästen zu unterhalten. Der Meddah ist ein Stimmenvirtouse. Er erzählt eine Geschichte, in der möglichst viel wörtliche Rede vorkommt: kreischende Kinder, kneifende Schwiegermütter, polternde Staatsbeamte und stotternde Dorftrottel. Seine Reden begleitet er mit viel Mimik und sparsamer Gestik. Je grösser seine Meisterschaft, desto eher vergisst der Zuschauer, nur einen einzigen Menschen vor sich zu haben, der ihm eine Handlung mit vielen Personen vorgaukelt.
Nasreddin Hodscha:
Der türkische Humorist und Dichter wurde 1208 in einem Dorf bei Sivrihisar geboren.
Sein Vater , Abdullah Efendi ein Imam (Theologe) des Dorfes und sehr angesehn. Angeblich soll Nasreddin Hodscha an der "Medresse" (theologische Schule) von Konya studiert haben und zeitweilig als "Kadi" (Richter) und Lehrer gewirkt haben.
Seine Werke, Erzählungen und Fabeln, gehören bis heute zum Volksgut der Türkei und werden von Generation zu Generation weitererzählt, obwohl sie auch in schriftlicher Form vorliegen und in viele Sprachen übersetzt worden sind.
Nasreddin Hodscha starb 1283 in Aksehir bei Konya, wo auch sein Grab zu sehen ist. In Aksehir finden alljährlich vom 5.-10. Juli Festspiele zu seinen Ehren statt. Literarisch kann er mit Till Eulenspiegel verglichen werden.