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Autor Thema: Ankara  (Gelesen 5017 mal)

1 Antworten am Ankara
am: 04. Oktober 2009, 00:02:30

Offline TC Melanie

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Lange stand Ankara im Schatten Istanbuls. Doch mittlerweile hat sich die türkische Hauptstadt zu einer flotten Metropole gewandelt. Moscheen residieren über Supermärkten, in Juwelierläden darf man rauchen, und die Konditoreien kredenzen feinste Leckereien.

Ein Ort wie dieser ist einmalig, und wer ihn einmal entdeckt hat, wird immer wiederkommen. Nicht nur seine fast viertausendjährige Geschichte macht ihn so außergewöhnlich, auch nicht allein die Lage in knapp 900 Metern Höhe. Vielmehr ist es die besondere Stimmung hier oben, eine Melange aus entspanntem Laisser-faire und bedeutungsschwerem Traditionsbewusstsein: Auf dem Zitadellenberg von Ankara begreift man die türkische Hauptstadt vielleicht am ehesten.

An dunklen Holztischen sitzt man auf dem ehemaligen Wehrgang der Burg, genießt einen mit Walnüssen, Kürbiskernen und Honig verfeinerten Krautsalat im schönsten Café der Stadt und lässt den Blick über die Dächer der Viereinhalb-Millionen-Metropole gleiten. Vor ihren renovierten Altstadthäusern in den Gassen des kleinen Basars hämmern Kupferschmiede, auf einem See weiter unten fahren Ausflügler Tretboot. Im Norden erstrecken sich die Armensiedlungen über hellgraue Hügel, im Süden funkeln die majestätischen Boulevards der Neustadt.

Ob arm oder wohlhabend - in jedem Quartier blitzen die silbernen Dächer der Moscheen, zwischendrin thront das Mausoleum des Staatsgründers Atatürk, der dem Land den Laizismus verordnete. Tradition und Moderne auf engstem Raum. Unter der Kocatepe, der größten Moschee der Stadt, residiert ein Supermarkt, die Gläubigen beten streng genommen über Konservendosen und Tiefkühlkost. Während man den nach jedem türkischen Essen obligatorischen Tee schlürft, schweift der Blick in die Vergangenheit. Beim Bau der ersten Burg auf dem Zitadellenberg im zweiten vorchristlichen Jahrtausend soll ein Anker gefunden worden sein, in der Sprache der Hethiter "Ancyra" genannt. Ausgerechnet hier, viele hundert Kilometern vom Meer entfernt.

Hauptstadtwahl als Betriebsunfall

Doch die Herkunft seines Namens ist nicht die einzige Überraschung, die Ankara zu bieten hat. Lange Zeit war der Ruf der zweitgrößten türkischen Stadt, gelinde gesagt, bescheiden. Neben dem schillernden Istanbul galt es als hässliches Entlein, das weder mit vielen geschichtsträchtigen Bauten noch mit einer attraktiven Lebenskultur aufwarten konnte. Ankara, das war vor allem die Zentrale der Politiker und Bürokraten. Dass Atatürk im Jahr 1923 aus strategischen Gründen das damalige Provinznest zur Hauptstadt der jungen Republik adelte, galt vielen Türken als Betriebsunfall.

Doch unter dem islamischen Bürgermeister Melih Gökcek hat sich das hässliche Entlein in den vergangenen zehn Jahren herausgeputzt und ein überraschend hübsches Kleid angelegt. Autoschneisen wurden unter die Erde gelegt, öffentliche Parks werden nun aufwendig gepflegt, und seit das Heizungssystem von Kohle auf Gas umgestellt wurde, ist der berüchtigte Smog nahezu verschwunden. "In Ankara ist zwar nicht so viel los wie in Istanbul, aber hier kann man entspannter leben. Es ist viel grüner und ruhiger", sagt die Lehrerin Zeynep. Auch der Dolmetscher Sahin zieht seine Heimatstadt dem Trubel und alltäglichen Verkehrschaos in Istanbul vor. "Ankara ist geordnet und übersichtlich. Man kommt in maximal 30 Minuten an jeden Punkt der Stadt", sagt er. "Zudem haben wir zwar nicht den Bosporus vor der Haustür, aber weil wir im Zentrum des Landes wohnen, ist man in einem halben Tag am Schwarzen Meer oder am Mittelmeer."

Die Wege sind überschaubar, und so gelangt man in einer Viertelstunde von der Zitadelle in den Shopping-Stadtteil Tunali. Die modernen Einkaufszentren Ankaras haben mehrere internationale Preise eingeheimst. Im "Karum", einem weitläufigen Bau aus Glas und Marmor, findet sich von der Edelboutique bis zum Krimskramsladen alles, was das Herz modebewusster Einkäufer begehrt. Aus türkischer Sicht sind die Preise stattlich, aus westeuropäischer Sicht verführerisch niedrig: 25 Euro für eine feine Bluse, 100 Euro für einen englischen Markenanzug.

Wasserpfeife und ein Flirt in der Szene-Lounge

Noch interessanter als die Waren sind die Alltagsszenen, die sich hier abspielen. Im Geschäft eines Juweliers hat sich eine komplette türkische Großfamilie niedergelassen, um Brautschmuck für eine der Töchter auszuwählen. Während die junge Frau, umtänzelt von zwei Verkäufern, eine Perlenkette nach der anderen ausprobiert, erteilen die Mutter, Brüder, Schwestern und Onkels erwünschte und unerwünschte Ratschläge und nippen dabei an ihren Teegläsern. Einer Tante dauert das Ganze zu lang, weshalb sie sich zwischen all dem Gold und Silber eine Zigarette genehmigt. Natürlich beeilt sich der Ladenbesitzer, ihr Feuer zu geben. Kunden sind hier tatsächlich Könige.

Das gilt auch auf der Iran-Straße und der Tunali-Hilmi-Straße, die sich vom Einkaufszentrum Richtung Innenstadt erstrecken. Zwischen Boutiquen und Szene-Restaurants kommt es hier vor allem darauf an, gesehen zu werden. In der "Punch Elite"-Lounge fläzen sorgfältig herausgeputzte Jugendliche in modischen Sesseln und vertreiben sich die Zeit bei einer Wasserpfeife und einem Flirt. Ab und zu kommt einer der mobilen Backwaren-Händler vorbei und bietet die köstlichen Sesamkringel "Simit" feil. Auch die Filialen amerikanischer Schnellrestaurants unterhalten hier einen Bringdienst; die Fahrer schlängeln sich auf Vespas durch den Verkehr, um ihre Cheeseburger abzuliefern, und verleihen dem Wort Fastfood so eine neue Bedeutung. Die kleinen Parfum-Lädchen muss man dagegen selbst aufsuchen: Auf maximal drei Quadratmetern Fläche verkaufen charmante Damen Kopien europäischer Markenparfums, die vor den Augen des Kunden gemischt werden. Zwar duften diese Wässerchen nicht ganz so lange wie die Originale, aber sie sind um vieles billiger.

Am besten lässt man den Einkaufsbummel in einem der preiswerten, aber vorzüglichen Restaurants im Diplomatenviertel Kavaklidere ausklingen, dessen Name auch die bekannteste türkische Weinsorte ziert. Natürlich findet man hier Dutzende unterschiedlicher Kebab-Varianten, doch wer etwas Besonderes probieren will, wählt ein ostanatolisches Gericht, etwa Manti, Gnocchi in Knoblauchsoße, oder Cardak, mit Rindfleisch und Dill gefüllte, frittierte Teigtaschen, die mit Joghurtsoße und Tomatensud überzogen werden.

So ein Leckerbissen kann nur noch von den berühmten türkischen Desserts übertroffen werden. Die besten gibt es in der Konditorei "Liva". Jeder Kunde bekommt dort beim Betreten des Geschäfts ein Glas selbst gemachter Zitronenlimonade kredenzt, damit er sich in aller Ruhe der Qual der Wahl hingeben kann: Neben den traditionellen orientalischen Süßigkeiten aus Nüssen, Honig und Zuckersirup locken Trüffelpralinen, Pistazienkekse und Obsttörtchen. Wer kann sich da beherrschen, wenn er für 200 Gramm feinstes Schokoladenbrot nur 1,80 Euro auf die Ladentheke legen muss?

Quelle: spiegel online
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!

Antwort #1
am: 13. März 2013, 08:33:38

Offline TC Melanie

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Ankara will raus aus dem Schatten von Istanbul

Es muss nicht immer Istanbul sein: Ankara gilt zwar als Stadt der Bürokraten und stand nie wie der Konkurrent am Bosporus für Kultur, Mode, Party und Lebenslust. Doch die Hauptstadt putzt sich heraus.

hier gehts weiter.....

Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!