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Autor Thema: Izmir, die große Unbekannte  (Gelesen 3150 mal)

10 Antworten am Izmir, die große Unbekannte
am: 15. Oktober 2011, 08:16:18

Offline TC Melanie

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Die drittgrößte türkische Stadt liegt abseits der Touristenströme. Dabei lohnt sich ein Besuch: Das alte Smyrna bietet Geschichte, Basare, Moderne und mediterrane Leichtigkeit

Viele der Händler sprechen deutsch und offerieren "echt türkische Fälschungen"

Bis zum Ende des Osmanischen Reichs hatte die Stadt eine christliche Bevölkerungsmehrheit

Izmir ist wie Berlin", sagt der Taxifahrer, selbst in der mit 3,9 Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt der Türkei geboren, auf dem Weg zum Flughafen Berlin-Tegel. Modern, tolerant, westlich orientiert und eher regierungskritisch seien die Menschen dort. Wie in Berlin. Gleich bei der Ankunft wird allerdings ein bedeutender Unterschied zwischen beiden Städten klar. Denn Izmir hat etwas, was Berlin nie haben wird: die Lage am Meer. Wie ein Band zieht sich die Stadt, im Hinterland von Hügeln begrenzt, um eine tiefe Bucht an der westtürkischen Ägäis-Küste. Schon morgens herrscht pralles Leben auf der kilometerlangen begrünten Uferpromenade, die im Zentrum Atatürk-Straße heißt, kurz auch Kordon genannt. Angler werfen ihre Leinen aus, andere führen Hunde aus, frühstücken in einem der Cafés am Wasser, spielen Backgammon oder joggen.

Erdbeben und Kriege haben nur wenige historische Gebäude in Izmir verschont. Dazu zählt das Haus, in dem Republik-Gründer Mustafa Kemal Atatürk in den 30er-Jahren wohnte, wenn er in der Stadt war. Heute ein Museum, sind die Räume noch so eingerichtet wie zu Zeiten Atatürks - bis hin zum Handtuch, das über der Badewanne hängt.

Folgt man der Uferpromenade gen Süden, kommt man zu einem Uhrenturm, das Wahrzeichen der Stadt. Erbaut wurde er 1901 zum 25. Jubiläum der Thronbesteigung des Sultans Abdulhamid II. Die Uhr selbst war ein Geschenk Wilhelms II. als Zeichen der türkisch-deutschen Freundschaft. Der Turm wirkt gar nicht wilhelminisch, eher zierlich. Weil für seinen Bau reichlich Eisen und Blei verwendet wurden, ist er dennoch erdbebensicher und steht bis heute wie eine Eins. Und von der Uhr heißt es, sie sei noch nie stehen geblieben.

Hinter dem Turm erstreckt sich das historische Basarviertel Kemeralti. Leicht verliert man sich im Labyrinth der stark belebten Gassen. Ob Lebensmittel, günstige Kleider, Schuhe oder Kunsthandwerk - das Angebot an Waren ist immens, besser sortiert ist kein Berliner Türkenmarkt. Auch für einen kleinen Imbiss zwischendurch bietet sich der Basar an. Viele der Händler sprechen deutsch, und schneller als gedacht sitzen wir in einem Laden beim Tee und begutachten die Handtaschen in den Regalen. "Was möchten Sie - Gucci, Hermès? Ich habe alles hier. Nicht etwa aus China, das sind alles echt türkische Fälschungen", erklärt der Verkäufer stolz.

Im Basarviertel stehen neben der 1597 erbauten Hisar-Moschee, der größten Moschee der Stadt, auch noch neun von einst 40 Synagogen. Rund um die Havra-Straße siedelten sich die ersten Juden an, die mit Beginn der Inquisition ab 1492 aus Spanien und Portugal kamen. Über Jahrhunderte lebten sie friedlich mit den Muslimen zusammen. Heute gibt es Pläne, die Synagogen im Viertel zu restaurieren - allerdings hauptsächlich für Touristen, denn von ehemals Zehntausenden hier ansässigen Juden sind kaum 1400 übrig. Die Mehrheit bildeten aber griechische und armenische Christen. Nachdem griechische Truppen 1919 die Stadt besetzt hatten und reihenweise muslimische Zivilisten töteten, eroberte sie die türkische Armee unter Atatürk 1922 zurück. Mehr als 100 000 Griechen, Armenier und Juden wurden daraufhin getötet oder mussten fliehen. An diesen Aspekt der Geschichte erinnert in der Stadt heute indes wenig; man muss im Reiseführer nachlesen, um zu erfahren, dass die Muslims die Stadt wegen der vielen Christen damals "Gavur Izmir" (ungläubiges Izmir) nannten.

Der mit 186 Metern höchste Aussichtspunkt der Stadt ist die Kadifekale, die Samtburg. Nachdem die Lydier Smyrna, wie Izmir jahrhundertelang hieß, zerstört hatten, ließ Alexander der Große die Stadt 334 v. Chr. auf dem Pagus-Hügel neu errichten. Bis heute sind Reste der Mauern und Türme erhalten. Um weitere Relikte der 8500-jährigen Geschichte der Stadt freizulegen und den Besuchern mehr Geschichte bieten zu können, sollen in naher Zukunft Teile des ärmlichen Viertels zu Füßen der Burg abgerissen werden.

Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zum Touristenziel ist die Bewerbung Izmirs für die Expo 2020, außerdem wird an einem Archäologie- und Geschichtspark gearbeitet, zu dem auch die Agora gehört. Marc Aurel hatte den Versammlungsplatz 178 n. Chr. nach einem Erdbeben wiederaufbauen lassen. Seit 30 Jahren wird hier schon gegraben, ein Ende ist nicht abzusehen. Einige der geborgenen Skulpturen sind heute im Museum für Geschichte und Kunst ausgestellt. Das Haus zeigt auch antike Schätze aus Ephesus und Pergamon, Besuchermagneten im Umland Izmirs.

Neben den Überresten einer Basilika und korinthischen Säulen befindet sich auf dem Gelände der Agora auch ein Friedhof aus dem 19. Jahrhundert. Atatürks Mutter, Zübeyde Hanim, war hier begraben, bevor man sie nach Karsiyaka verlegte. Der Stadtteil ist bequem mit der Fähre zu erreichen. Die Gelegenheit, selbst ein Boot zu steuern, findet man auf einem See im Kültürpark. Für Läufer gibt es eine Joggingbahn, für Mutige einen Turm, von dem man Fallschirmspringen kann. Schüler begegnen uns im Park, mehrfach winken sie uns zu - ob sie so selten Touristen sehen?

Wahrscheinlich schon, denn selbst auf dem Kordon, der belebten Uferstraße, sind kaum Ausländer zu entdecken. Hier kann man den Tag bei gutem Essen ausklingen lassen, es reiht sich ein Restaurant ans nächste, alle mit Blick auf die über dem Meer untergehende Sonne, die einen servieren Fisch, die anderen Kebab. Für den Drink danach lohnt sich das Trendviertel Alsancak. Eine hohe Dichte an Kneipen, in denen anstandslos Alkohol ausgeschenkt wird, bieten die Gassen mit den Nummern 1453 und 1448. Man muss sich dort nicht unbedingt ins "Berlin's" setzen, um festzustellen, dass Izmir trotz seiner jahrtausendealten Geschichte eine moderne Stadt ist, tolerant und von einer lässig-mediterranen Leichtigkeit.

Quelle: weltonline.de
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!

Antwort #1
am: 21. Oktober 2011, 09:19:13

Ördek

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Izmir ist auf jeden Fall ein beliebtes Ferienziel für die Türken selbst, und die müssen es ja am besten wissen!
Von Izmir aus erreicht man auch viele antike Städte, wie Pergamon und Ephesus, es wird also nicht so schnell langweilig.

Antwort #2
am: 02. März 2017, 18:44:32

Offline Carlos

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Antwort #3
am: 02. März 2017, 19:39:54

Offline socola

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Neuer Uferbereich... statt Verkehrschaos


Antwort #4
am: 02. März 2017, 19:45:55

Offline socola

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Am Weg vom Bahnhof nach Kemeralti















Antwort #5
am: 03. März 2017, 16:46:32

Offline socola

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Antwort #6
am: 03. März 2017, 17:40:02

Offline Carlos

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Bin kein Kirchgänger aber die Fotos sind schön  :) thumbsup

Antwort #7
am: 07. Juli 2017, 20:06:21

Offline TC Melanie

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Antwort #8
am: 22. September 2017, 18:35:04

Offline TC Melanie

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eine kleine gut geschriebene hommage an die stadt die mir schon nun ein 2. zuhause geworden ist!  :allah:


Auf das Leben
Izmir ist laut und frei, die Frauen hier tragen kurze Röcke und radeln mit Blumen im Haar. Für Präsident Recep Tayyip Erdoğan ist das alles Feindesland. Von einer Stadt, die sehr entschieden der neuen Prüderie trotzt.

hier gehts weiter  :click:
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Antwort #9
am: 23. September 2017, 08:22:42

Offline Gitte

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Mir hat İzmir auch sehr gut gefallen. Hier ist wirklich vieles anders als im restlichen Land. Istanbul würde ich mal ausnehmen. Das ist auch eine Stadt außerhalb der Norm.
İzmir wirkte auf mich leicht und beschwingt, geöffnet für alle Menschen.

Antwort #10
am: 15. Oktober 2017, 15:33:59

Offline TC Melanie

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