Wie in allen heutigen Schilderungen ist auch in dem von Edgar zitierten Beitrag viel wahres dran aber vieles auch übertrieben und verdreht. Klar wurden in den FDGB-Ferienheimen auch politisch angehauchte Veranstaltungen durchgeführt, die Teilnahme war aber absolut freiwillig. Von kollektiver Erziehung habe ich jedenfalls nie etwas bemerkt.
Dass viele im Urlaub auf Campingplätze und Individualurlaub ausgewichen sind, hat auch nichts damit zu tun, dass man dem"organisierten Urlaub" ausweichen wollte, sondern eher damit, dass die ferienplätze, die übrigens über die Gewerkschaft und nicht vom Staat vergeben wurden, einfach nicht für alle ausreichten. Logisch, Auslandsurlaub war kaum möglich, die Ferien waren für alle zur selben Zeit und die Preise für den Urlaub waren so gering, dass sich fast jeder jedes Jahr einen Urlaub leisten konnte. "Wichtige" Industriebetriebe, wie z.B. energieerzeugende Industrie (wo ich tätig war) wurde mit Ferienplätzen viel besser bedacht, als "weniger wichtige Zweige" wie z.B. Gesundheitswesen (meine Frau) Mit ein bisschen Glück und "Beziehungen" habe ich so alle 2-3 Jahre einen Ferienplatz bekommen, meine Frau kaum alle 7-8 jahre. Die Lücken mußten dann durch Privatinitiative gefüllt werden, oder man blieb eben zu Hause im garten. Wochenendgrundstücke waren aus dem Grund auch sehr gefragt und schwer zu bekommen. Auch hier machte wie so oft in der DDR aber die Not erfinderisch, da wurde eben mal der Wohnwagen der Arbeitskollegin für den Urlaub genutzt oder die Wohnung von Bekannten in Schwerin, die zu der Zeit selbst im urlaub waren. Ich könnte mich nicht erinnern, dass wir mal nicht im Urlaub waren, irgendwas hat immer geklappt.
Für die Kinder gab es dann noch die Ferienlager, wie sie anni1105 ja schon erwähnte, klar gab es da jeden Morgen Appell, als Pflichtübung, aber für 12 Mark wussten die Eltern ihre Kinder in guten Händen und beschäftigt, es wurden da auch jede Menge völlig unpolitische Freizeitbeschäftigung durchgeführt. Für mich und meine Kinder waren das jedenfalls immer tolle Erlebnisse. Und ich sage mal ketzerisch, diese Kinder haben nicht vollgekifft auf der Straße rumgelungert und später ihre Lehrer und Mitschüler abgeknallt.
Ich will bestimmt nicht die DDR beschönigen, bin selbst wahrscheinlich mit etwas Glück haarscharf an böse Kontakte mit der Stasi vorbeigeschrammt. Aber es war bestimmt nicht alles schlecht, wie es heute gern dargestellt wird. Klar war das Leben sehr politisiert, aber vieles wurde selbst von den Funktionären als Pflichtübung abgehandelt und dann ging es zum "gemütlichen Teil" über. Aus heutiger Sicht, sehe ich die freiheitlichen Einschränkungen, wie z.B. die fehlende Reisefreiheit und vor allem die fehlende unternehmerische Freiheit auch als größten Mangel an und habe begriffen, dass man mir so einen erheblichen Teil meines Lebens geklaut hat. Aber da man nichts anderes kannte, hat man es damals nicht so empfunden.