Dass die türkische Küste nicht nur "All inclusive" anbietet, beweist das Kempinski Hotel "The Dome"Elitärer Luxusurlaub in Antalya klingt etwa so passend wie Rafting in Caorle, Chillen beim Heurigen oder Kaviar am Würstelstand. Doch das soll sich ändern. Hat sich schon ein bisschen geändert.
Mit einem Hotel, das als einziges entlang Antalyas Küste kein "All inclusive" anbietet, aber dafür viel Platz, viel Personal, viel Service, viel Sicherheit (dafür sorgen 20 unbemerkt bleibende Security Männer) - auch wenn man nicht eine der 18 Villen mit eigenem Pool, Golfcart, Butler und angrenzendem Golfplatz bewohnt, wie ein Bruder Putins oder der offenbar nicht zur Armut verpflichtete Patriarch von Istanbul. Es genügt auch ein Hotelzimmer mit Prachtblick. Zum Beispiel auf den strahlendblauen, über 2000 Quadratmeter großen Swimmingpool, der wirklich zügig schwimmen lässt und nicht nur mit Plantschbuchten Größe vortäuscht. Oder auf den hauseigenen Wasserfall (künstlich) mit Föhrenhain und die grünen Wellen des Golfplatzes (eines der Golfplätze) im Hintergrund. Auch Meer (schön-schottrig und daher klar) mit Sandstrand (aufgeschüttet) und das 2000 Meter aufragende Taurus-Gebirge (aufgefaltet) geben eine nette Kulisse ab.
Also los zum Luxus vor der Haustür in Belek, kaum zweieinhalb Stunden Flug, 40 Minuten von Antalya, 20 Minuten vom Flughafen entfernt: Auch der Jet-Set hat seine Pragmatik und Zeit bleibt Zeit. Selbst wenn man sie in der Business Class schlummernd verbringt.
Schon der Name des Hotels, das einen erwartet, ist Programm: Kempinski. Der Name stammt vom preußischen Weinhändler Berthold Kempinski, der 1897 eine Hotelbetriebskette gründete, die Nobelhotels in vielen deutschen Städten führte. 1889 eröffnete er das größte Restaurant Berlins (mit bis zu 10.000 Gästen pro Tag) am Kurfürstendamm 27, wo nach zwei Weltkriegen sein Enkel, zurück aus der Emigration in Amerika, 1951 das Kempinski Hotel Bristol eröffnete, das damals einzige Fünfsternehotel Berlins mit einem - Gipfel des Luxus - Indoor-Swimming-Pool, eines der besten Hotels seiner Zeit weltweit. Es folgten berühmte Hotels wie das "Atlantic" in Hamburg an der Außenalster, das "Vier Jahreszeiten" in München und das Hotel "Gravenbruch" nahe Frankfurt. Heute sind es 55 Hotels in Europa, Asien und Afrika, an den schönsten Stränden und besten Adressen, seit 1996 sind auch Resort-Hotels mit Sport-, Garten- und Freizeiteinrichtungen dazugekommen.
Seit 2005 gibt es das Kempinski Hotel "The Dome" in Belek nun schon. Zuerst etwas zögerlich angenommen, da diese Kategorie hier nicht erwartet wird, erzählt Mr. Nemli, der General Manager des Hotels, in perfektem "British English". Doch das hat sich geändert, das Hotel ist zeitweise schon ausgebucht, man gibt neuen Autos hier zur Vorstellung den richtigen Rahmen, Firmen lassen ihre Kunden für Meetings im Luxus schwelgen, Golfakademien werden abgehalten und betuchte Türken verbringen hier gerne ein paar Tage mit der Familie. Aber auch zunehmend Deutsche, Österreicher und Schweizer, die immerhin schon ein Drittel der Gäste ausmachen. Durchaus auch Familien mit Kindern, oft mit den Großeltern dabei.
Viele Elemente und Details dieses Hotelpalastes sind der seldschukischen Tradition nachempfunden, wie schmückende Reliefs und das Eingangstor, die Kopie eines anatolischen Moschee-Tores, für das man die Steine extra aus dieser Gegend holte - der Heimat des Finanziers.
Hier geht man nicht, hier wandelt man in Marmorhallen zwischen Fendi-Sitzlandschaften. Goldglitzernde Panoramalifts führen in die Etagen zu den 157 Zimmern und in den Wellnessbereich, der sich mit weiten Gängen und Ruheräumen auf 3600 Quadratmetern ausbreitet. Bei den weltweiten Spa-Awards der Zeitschrift Gala hat er den zweiten Platz ergattert (der erste ging an das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in der Schweiz), vermutlich vor allem für seine Weitläufigkeit und den besonders bemühten Service.
Der nicht sehr große Hamam, ein allerdings großzügiges Talassobecken mit Massagedüsen und die drei unspektakulären Saunakammern werden es wohl nicht gewesen sein. Möglicherweise die besonders vielen Anwendungsräume für alle möglichen Massagen, Packungen und Behandlungen und die Freiluft-Massageräume? Elegant wirkt er jedenfalls, der Wellnessbereich in schwarzem Schiefer mit Goldbuddha.
Etliche Restaurants, Cafés, Bars (eine mitten im Pool eingelassen) und eine "Putters Golf Bar" sorgen für den Kalorieninput, den man dann auf den zwei hauseigenen Golfplätzen "Sultan" und "Pascha" wieder abarbeiten kann. (Ein großer Gewissensvorteil bei diesen Golfplätzen: Wasser gibt es in der Gegend genug, man raubt es hier nicht, wie in so vielen anderen Winter-Golf-Destinationen, den Bauern der Umgebung.) Oder man ruht elegant unter Zeltdächern am Strand, die wieder an Pascha oder Sultan erinnern, vielleicht auch an den Lido in Venedig, während der frisch servierte Daiquiri im Glas klimpert.
So schwer es vielleicht fällt, man sollte sich doch ein bisschen aus dem Luxus herauswagen und sich wenigstens die nächste Umgebung anschauen, die angeblich schon Kleopatra bezauberte. Zu sehen gibt es genug, wie das Amphitheater in Aspendos, vor fast 2000 Jahren vom berühmten Architekten Xenon erbaut und bis heute bespielt: Mit Opern, Ballett oder einer History-Show "Fire of Anatolia", die seit Jahren für volle Sitzreihen sorgt. Oder die Ausgrabungen von Perge. Den Wasserfall bei Kunsurlu kann man besuchen, der wie die Kulisse zu einem Fantasy-Film ausschaut. Oder - eine nette, neue Idee - die kleine Zeltstadt gleich neben dem Flughafen "History of Antalya" in Aksu, wo die Geschichte der letzten 50.000 Jahre mit viel Gips und Idealismus (der Betreiber hat dafür sein letztes Geld zusammengekratzt und hofft auf zahlreichen Besuch) dargestellt ist. Im kleinen Garten in der Mitte des Nomadenzelt-Kreises isst man dann original türkisch.
Shoppen ist natürlich noch ein wichtiger Programmpunkt, die Türkei ist ja für Lederwaren und Schmuck berühmt, und viele Gäste, die vor Weihnachten kommen, decken sich mit Geschenken ein. Dafür gibt es sogar eigene Reise-Packages. Antalya ist da eine gute Adresse, und wenn man sich erschöpft irgendwo niederlassen will, dann versucht man, einen Platz im Restaurant Arma zu kriegen, das direkt über den Klippen des Hafens klebt und herrlichen Fisch serviert. (Elisabeth Hewson/Der Standard/RONDO/25.10.2007)
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