Es ist der 9. September 2005, ich breche am Morgen zusammen mit Abdullah von Konya in Richtung Norden auf. Unser Ziel ist der große Salzsee, der Tuz Gölü. Nach knapp 2 Stunden erreichen wir Cihanbeyli, eine kleine Stadt mit etwa 18000 Einwohnern, die ein Zentrum der Salzindustrie ist. Dann fahren wir in Richtung Osten, die Vegetation ist äusserst spärlich, nur einige flache Dornengewächse wuchern auf dem Boden, wie die Steppenraute (Peganum harmala, türkisch: üzerlik).
Der Wind bläst hart über das flache Land und wirbelt viel Staub auf. Auf dem Boden finden sich überall Salzspuren. Nach einiger Zeit Fahrt in dieser Einöde sehen wir plötzlich einen Schlagbaum vor uns, ein Wachmann hindert uns an der Weiterfahrt. Er erklärt uns freundlich, das die Fahrt direkt an den Salzsee nur noch mit besonderer Genehmigung gestattet ist. So kehren wir um und fahren an der nächsten Abzweigung in Richtung Süden, parallel zum Tuz Gölü und entdecken zumindest noch einige Ausläufer des großen Salzsees, der die ganze Gegend landschaftlich prägt.
Eine grelle weisse Fläche hebt sich vom blauen Horizont ab, an den Rändern sieht man die Salzkristalle glitzern. Der Boden am Ufer, wo sich einige Algen abgelagert haben, ist leicht morastig, doch zumindest am Rand begehbar. Im Halbkreis um das Ufer befinden sich einige Distelgewächse in unregelmässigem Abstand von ca. einem Meter auf dem Boden. Die Luft ist salzhaltig und brennt schon nach wenigen Minuten auf der Haut. Soweit das Auge reicht sind keine Häuser, Menschen oder Tiere in dieser Steppenlandschaft zu sehen.
Der Tuz Gölü liegt auf 905 Meter Höhe über dem Meeresspiegel, ist etwa ein bis zwei Meter tief und hat eine Gesamtfläche von etwa 1500 Quadratkilometer. Er erhält nur periodisch Wasser durch 250 mm Regenfall pro Jahr in den Wintermonaten sowie aus den vulkanischen Gebieten und Gebirgsketten im Südosten.
Der Tuz Gölü hat keinen Abfluss. In den Sommermonaten trocknet der See weitgehend aus und es entsteht an der Oberfläche eine kristalline Salzschicht. Je nach Lichteinfall schimmert der See in verschiedenen Farbtönen.
Im Salzsee, der an einigen Stellen zur industriellen Salzgewinnung genutzt wird, befinden sich Organismen, die auch bei erhöhter Salzkonzentration überleben können. Die winzigen Salinenkrebse (Artemia salina), auch Urzeitkrebse genannt, sollen an der Ostseite des Tuz Gölü an einem zehn Kilometer breiten Küstenstreifen zwischen den Orten Devekonağ und Çalören in ausschließlich weiblicher Population vorkommen. Sie reproduzieren sich zwischen April und Juli und gelten als eines der ältesten Wunder der Natur. Angeblich sollen sie seit 195 Millionen Jahren auf der Erde existieren, also seit der Zeit des Brachiosaurus und Stegosaurus, so Wissenschaftler. Ihr Vorhandensein zieht gelegentlich Flamingos.
QuelleLake Tuz (Turkish: Tuz Gölü)