Während die Zahl der Toten und Vermissten nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes "Costa Concordia" weiter steigt (sechs Tote, 29 Vermisste), erscheint das Verhalten des Kapitäns während der Katastrophe in immer schlechteren Licht. Mitschnitte von Telefonaten mit der italienischen Hafenbehörde belasten Francesco Schettino schwer und erhärten den von Zeugen geäußerten Verdacht, der Kapitän habe das Unglücksschiff sehr früh sich selbst überlassen.
Einem unbestätigten Bericht der italienischen Zeitung "Il Fatto Quotidiano" soll der Kapitän später, als er sich bereits an Land geflüchtet hatte, ein Taxi gerufen haben. "Bringen Sie mich weg von hier", soll er dem Taxifahrer gesagt haben. Der Kapitän habe einen weißen Gala-Dinner-Anzug getragen, heißt es in dem Bericht. Der Fahrer habe den Kapitän mit zu sich nach Hause genommen. Schettino sei benommen, aber nicht in Panik gewesen, erzählte der Taxifahrer weiter. Der Kapitän habe daraufhin mehrere Anrufe der Küstenwache von Livorno erhalten, die ihn aufgefordert habe, an Bord zurückzukehren, der Kommandant aber habe sich geweigert.
Inzwischen gehen auch Vertreter des italienischen Kreuzfahrt-Unternehmens Costa Crociere immer mehr auf Distanz zu dem Kapitän, nachdem sie ihn kurz nach dem Unglück noch in Schutz genommen hatten. Er habe seine Route eigenmächtig geändert, erklärte der deutsche Geschäftsführer von Costa Crociere in Hamburg, Heiko Jensen. Falsche Seekarten seien nicht Schuld an dem Unglück gewesen. Jensen erklärte: "Der Kapitän war zum Zeitpunkt des Unfalls auf der Brücke und hat das Schiff manuell gesteuert."
Nach einem Zeitungsbericht war der Kapitän extra nah an der Insel Giglio vorbeigefahren, um einem auf dem Schiff arbeitenden Kellner einen Gefallen zu tun.
Laut der Zeitung "Corriere della Sera" ließ Schettino kurz vor dem Unglück Oberkellner Antonello Tievoli auf die Kommandobrücke rufen. "Antonello, schau mal, wir sind ganz nahe an Deinem Giglio", habe er zu dem Kellner gesagt, zitierte das Blatt Zeugen. Daraufhin habe Tievoli gewarnt: "Vorsicht, wir sind extrem nahe am Ufer." Unmittelbar darauf lief das Schiff auf Felsen auf.
Dem Bericht zufolge hatte Tievoli einige Tage vor dem Unfall frei bekommen sollen, musste aber wegen Personalproblemen an Bord bleiben. Schettino habe ihm deshalb eine Freude machen wollen, indem er wenigstens nahe an Tievolis Heimatinsel vorbeifuhr. Dem "Corriere" zufolge soll der Oberkellner von der Staatsanwaltschaft zu dem Vorfall vernommen werden.
Quelle: t-online.de