Hallo,
Ich hatte ja versprochen, mich noch einmal wegen Nordzypern zu melden

Schon seit einigen Jahren ist die Einreise nach Nordzypern nicht komplizierter als in die Türkei. Personalausweis oder Reisepass genügt, bei ersterem bekommt man ein Zusatzblatt, welches man nicht verlieren sollte.

Auch die diversen Restriktionen gibt es nicht mehr, obwohl völkerrechtlich die Einreise direkt in den Norden immer noch als widerrechtlich angesehen wird. Das war auch der Grund warum man mit einem Stempel der TRN im Pass nicht nach Südzypern oder Griechenland einreisen durfte. Aber das spielt heute eigentlich keine Rolle mehr, da die Öffnung der Grenzen eine der Voraussetzungen für die Aufnahme Zyperns in die EU war. Eigentlich war ja die Wiedervereinigung eine der Grundforderung für den Beitritt, weswegen auch in beiden Teilen der Insel Volksbefragungen durchgeführt wurden. Das Ergebnis: Der Norden war dafür, der Süden dagegen. Resultat: Keine Vereinigung und trotzdem Aufnahme Südzyperns in die EU. So kommt es, dass heute diejenigen, die für die EU gestimmt haben nicht Mitglied sind, diejenigen die dagegen gestimmt haben aber aufgenommen wurden. Das ist EU-Logik :D
Ein Quartier im Süden zu wählen und von dort aus den Norden zu besuchen ist zwar möglich, aber meiner Meinung nach nicht empfehlenswert. Zum einen gibt es immer noch Probleme mit der KFZ-Versicherung bei Ausflügen mit Mietwagen in den jeweils anderen Teil, zum anderen habe ich den Norden als sehr viel sehenswerter als den Süden empfunden. Zwar bietet der Süden das höhere Gebirge, mehr und spektakulärere antike Stätten sowie mehr byzantinische Kirchen, das war es dann aber auch. Das Fünffingergebirge im Norden ist zwar nur knapp über 1000m hoch, aber viel zerklüfteter und Spektakulärer. Im Troodos im Süden fährt man ja quasi nur durch Wälder

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Auch im Norden gibt es antike Steine, dazu aber noch Burgruinen in spektakulärer Lage, Städte mit gotischen Kathedralen die zu Moscheen gewandelt wurden und vieles anderes. Vor allem aber ist der Norden noch herrlich untouristisch. Wobei keiner auf große AI-Anlagen verzichten muss, auch die gibt hier, es überwiegen aber immer noch die kleinen und mittleren Hotels mit Frühstück, maximal Halbpension.
Wir haben im April die Direktanreise gewählt. Mit Pegasus sind wir von D’dorf nach Istanbul geflogen, haben dort 3 Tage verbracht, und sind dann weiter, ebenfalls mit Pegasus, nach Erkan geflogen. Ein kleiner gemütlicher Flughafen mit schneller Abfertigung und kurzen Wegen. Von dort ging es dann weiter mit dem Taxi (war pauschal enthalten) in den Norden an Girne vorbei zum unserem Hotel, dem Denizkizi Royal. Die Anlage besteht aus zwei Einzelhotels, die aber als ein Haus geführt werden. Dort kümmert sich der Besitzer noch persönlich um seine Gäste und gießt auch selbst die Blumen im Garten. Das Hotel liegt hat direkt am Hang oberhalb einer Bucht mit einem schönen Strand. Gleich daneben der große Pool. Restaurant und einige Bars vervollständigen das Angebot. Früher gab es auch mal ein Casino, aber das ist geschlossen. Alle Zimmer haben übrigens Meerblick.


Wie bereits gesagt, das Hotel liegt im Norden der Insel, im Großraum Girne. Dieser Bereich ist auch das uneingeschränkte Zentrum des Nordzypern-Tourismus. 90% aller Hotels sind hier versammelt, was aber nicht weiter auffällt. Girne selbst, in vielen Reiseführern und z.T. auch vor Ort noch als Kyrenia (griechischer Name)bezeichnet, ist das mondäne Zentrum des Tourismus

. Sehenswert hier vor allem der kleine Hafen an dem sich ein Cafe/Restaurant an das nächste reiht sowie dem örtlichen Souvenirladen. Abgeschlossen wird der Hafen auf der einen Seite durch die sehr lange Mole und auf der anderen Seite durch das byzantinische Kastell, das durch die Venezianer nochmal erheblich erweitert wurde und noch sehr gut erhalten ist. Man kann auf den Wällen mit schönen Ausblicken einmal drumherum gehen. Im inneren werden mit Puppen Belagerungs-Situationen, Kerker etc. dargestellt. Außerdem ist ein kleines archäologisches Museum enthalten, welches den größten antiken Schatz Nordzyperns enthält, ein komplettes römisches Frachtschiff.




Nicht weit entfernt von Girne, aber aufgrund mangelnder Beschilderung schlecht zu finden, befindet sich auf einem Felsvorsprung des Fünffingergebirges ein Kleinod fränkischer Klosterarchitektur, die gotische Abtei aus dem 14. Jahrhundert, Bellapais. Sie gilt als schönste mittelalterliche Klosteranlage des Mittelmeers, ich empfand sie aber nicht als besonders spektakulär. Die Kirche und Klostergebäude sind zwar meist noch recht gut erhalten, aber das Maßwerk des vielgepriesenen Kreuzganges ist doch sehr zerstört.

An dieser Stelle sei erwähnt, das es zwar einfach ist nach Girne hereinzukommen (irgendwie kommt man immer beim großen zentralen Parkplatz an), jedoch ungleich schwerer wieder heraus-zukommen. Irgendwie haben wir uns bei den ersten malen immer verfahren. Im Gegensatz zum Rest der Insel fehlt in der Stadt jegliche Beschilderung >:(, dazu kommt noch der ungewohnte Linksverkehr, einem Erbe der noch bis 1960 bestehenden britischen Kronkolonie.
Gleich hinter Stadt beginnen die schroffen Hänge des langgezogenen Höhenzuges des Beşparmak (griechisch: Pentadaktylos) oder auf Deutsch Fünffinger-Gebirges. Es ist die Heimat dreier Burgruinen alle in herrlicher Lage auf den Bergspitzen gelegen, St. Hilarion, Buffavento und Kantara. Sie wurden in byzantinischer Zeit errichtet, während der Herrschaft der fränkischen Könige (Königreich von Jerusalem) erheblich erweitert und nach der Machtübernahme durch die Venezianer dem Verfall preisgegeben. Von der Passhöhe der Hauptstraße von Girne nach Lefkoşa zweigt eine Stichstraße ab, die mitten durch ein militärisches Speergebiet (anhalten und fotografieren verboten) direkt zum Fuß der Burg führt. Von allen drei Burgen ist diese die am leichtesten erreichbare und am wenigsten zerstörte. Sie besteht aus drei Teilen, der Vor-, der Unter sowie der Oberburg. Die Vorburg betritt man gleich beim Parkplatz mit Kaffen. Eine mittlere Kletterpartie führt zum best erhaltenen Teil, die Unterburg. Viele Räume (teils ausstaffiert) sind zu erkunden und ein Cafe gibt es auch. Der Aufstieg zur Oberburg ist sehr anstrengend, belohnt wird man oben durch die Aussicht auf Girne , Lefkoşa und die Mesaoria-Ebene. Ein Aufstieg, der wirklich lohnt, also nicht bei der Unterburg aufgeben :D







Von der Burg aus kann man noch weiter ins Gebirge fahren und erreicht irgendwann ein ehemaliges Kampfgebiet mit Panzerwracks etc., das haben wir uns allerdings erspart.
So dies war der erste Teil, bald gehts weiter
Gruß
Frank