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Autor Thema: Zweite Türkeireise  (Gelesen 23956 mal)

66 Antworten am Zweite Türkeireise
am: 18. Juli 2013, 17:09:25

Offline Dea

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Hier kommt also endlich der Bericht unserer 2. Türkeireise:
Teil 1 Side
Am ersten Mai ging es bei Kälte und Regen mit dem Flieger los nach Antalya, das uns mit angenehmer Wärme empfing. Der Mietwagen war schnell übernommen und schon ging es los nach Side.
Inzwischen war es dunkel geworden und unser Hotel war ein bisschen schwer zu finden. Taxifahrer nach dem Weg zu fragen ist immer eine gute Option.
Da es schon spät war, entschlossen wir uns im hoteleigenen Restaurant zu essen. Wir bekamen einen Tisch, von dem man auf der einen Seite auf die erleuchtete Altstadt und auf der anderen Seite auf die Lichterkette der Hotelmeile blickte. Es spielte ein Alleinunterhalter in angenehmer Lautstärke Balladen von gestern und heute, am Schluß auch türkische. Es herrschte eine angenehme Wärme, das Essen war gut und auf einer Leinwand konnten wir verfolgen, wie Bayern gegen Barcelona gewann. Ein perfekter Abend!!!
Am nächsten Morgen frühstückten wir mit Blick auf die Altstadt. Da bestätigten sich allerdings meine Vorurteile gegen viele Türkeiurlauber: Mann strebte mit bloßem Oberkörper (manchmal tätowiert), Frau im kurzen Rock und Bikinioberteil in die Stadt.

Wir machten uns auf, die Überreste des antiken Side zu suchen. Sie lagen in blühenden Wiesen, waren gut beschildert und nicht überlaufen. Von der obersten Stufe des Theaters hat man einen wunderbaren Blick über die Reste der Stadt. Hier stammt also der Arzt Mnemon her, dem die Bibliothek von Alexandria ein kommentiertes Exemplar des 3. Buches der Epidemien von Hippokrates verdankt. Berühmt ist auch der Arzt Marcellus (Mitte 2. Jhd. n. Chr.), der seine medizinischen Schriften in Hexametern! verfaßte und 42 Bücher über Heilmittel schrieb. Der römische Codex Justinianus gilt als das bedeutenste Dokument der Rechsgeschichte. Großen Anteil daran hat ein Jurist aus Side: Tribonianos. Wieder einmal bin ich beeindruckt, wie das Denken der Städte der türkischen Westküste unsere Kultur beeinflußt hat.
Froh gestimmt wollten wir nun in die kleinen Gässchen der Altstadt von Side eintauchen, die von außen her so einen netten Eindruck machen. Nun allerdings begann ein Spießrutenlaufen. Am liebsten hätte ich mir ein Schild um gehängt: Ich will nichts essen und trinken! Ich will nichts kaufen! Ich will nur schauen! Zunächst antworteten wir freundlich mit "Nein", auf die Angebote, woraufhin man hinter uns her lief und krampfhaft versuchte, uns in ein Gespräch zu verwickeln. Sagte man ein harscheres "Nein", wurde hinter einem hergeschimpft. Also gingen wir stur, ohne die zahlreichen Schaufenster eines Blickes zu würdigen, nur auf die Überreste des antiken Sides fixiert durch die Stadt. Am Apollo-Tempel, der noch nicht eingezäunt war, kamen wir etwas zu Atem. Es ist wirklich ein magischer Platz und es war klar, dass wir zum Sonnenuntergang wieder hier sein würden. Das kleine archäologische Museum am Stadteingang hat uns auch gut gefallen. Wir entschlossen wir uns in einem Lokal luftig unter Bäumen mit Blick auf die Hotelmeile zu essen. Eine holländische Gruppe hatte wohl etwas zu feiern. Sie hatten ein Trio bestellt, dass traditionelle türkische Musik spielte. Etwas versöhnt mit Side genossen wir unser Mittagessen.
Nach abermaligem Spießroutenlaufen zu unserem Hotel verbrachten wir Zeit in der wunderbaren Ruhe am Pool unseres Hotels. Im Abendlicht genossen wir dann noch einmal die Reste des antiken Side und bewunderten natürlich den Sonnenuntergang hinter dem Apollotempel.

Antwort #1
am: 18. Juli 2013, 17:34:43

Offline Dea

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Hier ein paar Bilder aus Side

Antwort #2
am: 18. Juli 2013, 21:05:22

Offline TC Melanie

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Zitat
Im Abendlicht genossen wir dann noch einmal die Reste des antiken Side und bewunderten natürlich den Sonnenuntergang hinter dem Apollotempel.
und? das geht ans herz gell  ;)

bitte weiterschreiben....  :go go go:
Zum Reisen gehört Geduld, Mut, guter Humor, Vergessenheit aller häuslichen Sorgen, und dass man sich durch widrige Zufälle, Schwierigkeiten, böses Wetter, schlechte Kost und dergleichen nicht niederschlagen lässt.

Im Leben geht es nicht darum zu warten, bis das Unwetter vorbei zieht, sondern zu lernen im Regen zu tanzen!

Antwort #3
am: 18. Juli 2013, 21:46:41

Offline Dea

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Teil 2 Selge, Aspendos, Antalya
Leichten Herzens verließen wir nach dem Frühstück Side. Es ging Richtung Selge. Bald konnte man die eisblauen Fluten des antiken Eurymedon sehen. An der römischen Brücke wurden wir von einem gut Deutsch sprechenden Türken angesprochen. Er bietet eine 30 minütige Fahrt mit einem Schlauchboot flußaufwärts an. Da unsere Zeit nicht für ein Rafting gereicht hätte, entschlossen wir uns, das Angebot anzunehmen. Über eine steile Treppe ging es abwärts zu Fluß. Die Schwester des Bootsführers kam noch dazu und es konnte losgehen. Über einen Felsen kletterten wir ins Boot. Der junge Mann hatte überall an den Felsen Seile befestigt, an denen er das Boot flußaufwärts zog. In völliger Lautlosigkeit glitten wir dahin. Überall aus den Felsen schoß Wasser aus den Felsen. Vormittags ist die Beleuchtung ideal. Für den jungen Mann war es eine ganz schöne Arbeit uns den Seilen entlang zu ziehen. Teilweise stand er bis zur Taille im Wasser. An größeren Stromschnellen drehten wir um. Noch ein paar schöne Fotos von der römischen Brücke und die Fahrt war vorbei. Wir haben sie sehr genossen.
Weiter ging die Fahrt durch eine absolut bizarre Bergwelt nach oben. Der Weg schien kein Ende zu nehmen. Immer wieder gab es phantastische Ausblicke. Im Dorf angekommen gab es keinerlei Hinweise auf Selge, so folgten wir dem vermeintlichen Hauptweg, der jedoch an einem Gehöft endete. Wir wollten schon umdrehen, als eine Frau aus dem Haus geschossen kam und uns auf recht gutem Deutsch erklärte, dass man auch von hier zum Theater gehen könne, und sie uns begleiten würde. Kaum waren wir losgegangen, kam eine zweite Frau dazu. Sie plauderten mit uns und erzählten uns ein bißchen von dem Dorf. Schließlich kam eine dritte Frau dazu. In Sichtweite des Theaters wollten die Frauen umdrehen und boten uns Ketten an. Da die ersten beiden Frauen recht Interessantes erzählt hatten kauften wir ihnen je ein Kette ab. Ein Stück weiter unter einem Baum lauerte schon die nächste Frau. Hatten die anderen umgedreht, weil hier ein neues Revier anfing? Wir wollten auf die Dienste der Frau verzichten, was nicht gelang. Sie folgte uns. Vor dem Eingang warteten andere Frauen mit ihren Erzeugnissen. Wir flüchteten ins Theater, wohin uns niemand folgte. Von der höchsten Stufe genossen wir den wunderbaren Ausblick. Wir wunderten uns über den Tunnel oberhalb der letzten Reihen. Wir sollten diesen noch in anderen Amphietheatern begegnen. Auf Sizilien war dieser Teil der Theater nie erhalten geblieben. Angesichts der belagernden Frauen beschlossen wir, auf eine Besichtigung der übrigen Gebäudereste zu verzichten, zumal sie nicht sehr eindrucksvoll erschienen.
Der nächste Zielpunkt war Aspendos. Wir freuten uns, dass kaum Autos auf dem Parkplatz standen, ist es doch eine an sich stark besuchte Sehenswürdigkeit. Wir wollten uns das Theater als Höhepunkt für den Schluß aufbewahren und erst die anderen Gebäudereste besichtigen. Wir waren entsetzt darüber, wie schlecht alles begehbar und bezeichnet war. Dafür, dass fast alle Touristen hier in der Gegend auf Ausflügen hier hergekarrt werden, war das wirklich erbärmlich. Dazu kam, dass mein mitgebrachter Plan nicht ganz richtig war. Nach einer Weile fanden wir uns zurecht und konnten diese Ausgrabungsstätte mit seinem grandiosen Blick über die pamphylische Ebene genießen. Höhepunkt sind ohne Zweifel die Reste des Aquäduktes. Welch eine komplizierte Technik schon damals beherrscht wurde! Über einen steilen Hang ohne richtigen Pfad konnte man auf einen Hügel oberhalb des Theaters klettern. Das ist schon ein phantastischer Anblick. Auf der anderen Seite hatte man dann einen guten Blick auf den Rest der Ausgrabungsstätte. Wir besuchten noch den Innenraum des Theaters, das wirklich sehr schön ist.

Nun ging es weiter nach Antalya. Der Navi führte uns zuverlässig bis an die Stadtmauer, doch dann gab er widersprüchliche Angaben. Nach dem wir zwei Mal an einer Schranke vorbeigefahren waren, die wir für den Eingang zu einem Parkhaus hielten, fuhren wir beim dritten Mal einfach mal hin. Da stellte sich heraus, dass das die Einfahrt der Innenstadt war, und dass Parken dort nur für Besucher der Hotels und Pensionen kostenlos ist. Nach ein wenig herumirren in den Gassen fanden wir unsere Pension. Wir hatten das Terrassenzimmer. Vor unserem Zimmer lag die allen Gästen zugängliche Terrasse, von der man einen herrlichen Blick über die Altstadt von Antalya und die Bucht hat. Wir konnten uns kaum von dem Anblick lösen, aber der Hunger trieb uns in den Hafen.
Am nächsten Tag erkundeten wir die Altstadt von Antalya. Hier quatschen einen die Händler viel weniger an, und wenn man ablehnt, lassen sie einen in Ruhe. Völlig entspannt durchstreiften wir die Gassen.Laut eines Mitbewohners in unserer Pension war die Innenstadt eine zeitlang nur Touristenzentrum mit seinen in wunderbar renovierten Häusern gelegenen Pensionen und Hotels. Doch jetzt habe die städtische Jugend sie zurück erobert. Das konnte man am Abend in den Bars sehen. Wir fanden die Altstadt von Antalya wunderbar. Mein Mann hatte sie übrigens aus dem Flugzeug schon fotografieren können. Als wir am frühen Abend auf unserer Terrasse saßen und über die Stadt blickten, begannen auf dem Platz hinter dem Atatürk-Denkmal Wasserspiele mit Musik. Bei einem Bier und einem Glas Wein genossen wir das Schauspiel.

Antwort #4
am: 18. Juli 2013, 22:42:28

Offline Dea

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Ein paar Bilder zu Teil 2

Antwort #5
am: 19. Juli 2013, 11:33:34

Offline Dea

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Teil 3 Sagalassos und Egirdir
Das nächst Ziel unserer Reise war Egirdir am gleichnamigen See, der übrigens so groß wie der Bodensee ist.
Die 685 geht an den Kursunlu-Wasserfällen vorbei, die wir dann auch besuchten. Auf dem Parkplatz traf uns der Schlag, wie viele Autos schon da waren. Aber es war Sonntag, da pilgern die Türken mit Kind, Kegel und Kühltasche zu den Picknick-Plätzen. Es war eine heitere sonntägliche Stimmung. Am Hauptwasserfall waren wir natürlich nicht alleine, aber wenn man den kleinen Rundweg flußabwärts geht, kann man in Ruhe die Idylle genießen. In einem Cafe oberhalb des Wasserfalls trank ich meinen ersten Ayran. Verdünnter Joghurt mit Salz hatte mich nicht besonders angesprochen. Ich stellte fest, das das Getränk ziemlich nach Buttermilch schmeckte, die ich mag. Auf der weiteren Reise habe ich oft Ayran bestellt und selbst zu Hause kaufe ich es mir jetzt ab und zu.
Die Straße führte nun an einem riesigen Stausee entlang, an dessen Ufer manch Forellenlokal lag. Leider war es noch zu früh für das Mittagessen. Durch immer steilere Berge ging es nordwärts, bis wir die Abzweigung nach Sagalassos nahmen.
Diese Ausgrabungsstätte wurde die positive Überraschung unserer Reise und auch wenn man alle Stätten berücksichtigt, die wir gesehen haben, war Sagalassos ein absolutes Highlight. Es liegt auf 1700m an einem Südhang mit herrlichem Blick ins Tal. Siedlungsfunde reichen bis ins 7. Jt. v. Chr. Alexander der Große eroberte die Stadt, die damals zu den wohlhabendsten Pisidiens gehörte, auf seinem Weg nach Persien. Die meisten erhaltenen Gebäudereste stammen aus der Römerzeit. Die Türken machen große Anstrengungen diese Stätte einen breiteren Publikum zugänglich zu machen. Es werden bequeme Wege angelegt und sehr informative Tafeln aufgestellt.
Wir spazierten erst durch die Unterstadt. Auf Grund eines drohenden Gewitters verzichteten wir auf die Nekropole und wandten uns zur Oberstadt. Da die Stadt am Hang liegt, hat man von oben einen guten Überblick über die in blühenden Wiesen liegenden Ruinen. Noch ein Stück höher geht es zum Theater. Unterwegs kann man in einem Haus die Mosaiken der Bibliothek des Neon bewundern. Dunkle Wolken türmten sich immer mehr auf und in der Ferne sah man Blitze und hörte den Donner. Wir gingen dann wieder hinunter zur oberen Agora. Dort hat man das Nymphäon rekonstruiert, Kopien der gefundenen Statuen aufgestellt und das Wasser läuft sogar wieder. Was für ein toller Anblick! Nun strebten wir dem Ausgang zu, als das Unwetter über uns hereinbrach. Bis wir am Auto waren, waren wir pitschenaß. Gott sei Dank hatten wir ja unsere Koffer im Auto, so dass wir nach Ende des Unwetters trockene Kleidungs anziehen konnten.
Bis wir Egirdir erreichten, hatte das Unwetter sich verzogen. In der Pension bot man uns im Nebenhaus ein geräumiges neues Zimmer mit Seeblick an. Doch wir nahmen lieber ein einfacheres Zimmer im Haupthaus direkt am See. Diese Pension hatte etwas Backpacker-Atmosphäre. Es gab viele junge Leute und die Älteren waren meist Wanderer, die das Angebot der geführten Wanderungen der Pension annahmen. Man konnte dort auch gut zu Abend essen. Eine Irin schnappte sich die pensionseigene Gitarre und sang wunderschön zu ihrem Gitarrenspiel.
Den nächsten Tag gingen wir ruhig an. Wir spazierten um die Halbinsel, besuchten den Friedhof. Die alte orthodoxe Kirche war leider geschlossen. Anschließend schlenderten wir durch den Festlandteil der Altstadt von Egirdir. Wie schön einmal durch eine Stadt zu gehen, die nicht vom Tourismus bestimmt wird. Uns fielen viele schwarzgewandtete Frauen auf. Sie kommen wohl aus dem ehemaligen griechischen Dorf Barla, wo sich eine konservative islamische Sekte niedergelassen hat. Unterhalb der Burg fanden wir ein Haus, das im traditionellen türkischen Stil eingerichtet ist und besichtigt werden kann. Zu unserem Glück war es geöffnet. Danach fuhren wir südwärts auf einen Berg, von dem man einen phantastischen Blick auf Egirdir und den See hat. Weiter ging es zum Kovada Gölü. Hier um den See liegt ein Naturschutzgebiet. Auf einem botanischen Pfad kann man ein Stück den See entlang laufen. Da schon wieder Donner zu hören war und es auch schon relativ spät war, brachen wir den Rundweg ab und machten uns auf den Heimweg. Wieder verbrachten wir einen schönen Abend in unserer Pension, in der man mit vielen Gästen ins Gespräch kam.

Antwort #6
am: 19. Juli 2013, 12:20:33

Offline Dea

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Bilder aus Egirdir

Antwort #7
am: 19. Juli 2013, 13:15:23

Offline Arkadas

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bitte weiterschreiben....  :go go go:

Unbedingt!  thumbsup

Antwort #8
am: 19. Juli 2013, 13:16:33

Offline Heidi NL

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Kompliment Dea, Du hast alles super beschrieben und tolle Bilder eingestellt.
Vielen Dank, dass wir auf diese Weise dabei sein dürfen.

Antwort #9
am: 19. Juli 2013, 13:56:24

Offline Bienchen

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Wunderschön Dea  :applause: sowohl Deine Beschreibungen als auch die tollen Bilder! Danke schön dafür!  heuschnupfen

Und gegen mehr hätte ich auch nichts einzuwenden.............  :pfeif:
Was immer auch geschieht: Nie sollt Ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken! (Erich Kästner)

Antwort #10
am: 19. Juli 2013, 14:32:50

Offline Dea

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Teil 4 Burdur, Karawansereien, Termessos
Wir wollten gerne die Orginale der Statuen sehen, deren Kopien wir in Sagalassos gesehen hatten. Also machten wir uns auf zum Archäologischen Museum Burdur. Der Navi führte uns zuverlässig zum Museum. Burdur zeigte sich als geschäftiges Mittelzentrum. Das Museum war übersichtlich und die Kunstgegenstände waren gut präsentiert. Beeindruckt betrachteten wir die schönen Statuen und den Riesenfuß einer Kolossalstatue. Dann gab es für mich einen kleinen Schock. Es waren wunderbare Reliefs und Sarkophage aus einer Gladiatorenstadt namen Kibyra ausgestellt, die sich in Burdur befinden sollte. Erschrocken suchte ich auf meinen Plänen nach dieser Stadt. Sollte ich etwas übersehen haben? Es stellte sich heraus, dass der Landkreis Burdur gemeint ist und sich Kibyra in dessen Südwesten befindet. Sie wird erst seit kurzem beworben und ist auf vielen Karten noch nicht eingezeichnet. Auf dem Weg nach Patara haben wir einige Hinweistafeln dafür gesehen. Sie lag zu abseits unserer Route, ist aber sicher sehenswert. Fotos im Museum zeigen einge ziemlich große Anlage.
Wir fuhren weiter Richtung Antalya. Meine Reiseführer gaben für diese Strecke nicht viel her. Auf Karten waren jedoch archäologische Stellen angegeben. Recherchen im Internet ergaben, das das alte Karawansereien waren. Unser erster Abstecher führte uns zum Incir Han. Die Abfahrt erfolgt in Bucak und ist ausgeschildert. Der Han selber ist von außen eher unauffällig und es war gut, dass ich ihn schon auf Bildern im Internet gesehen hatte. Innen überraschte er mit einer hohen Halle. Der seldschuckische Han wurde von 1238-1239 von Sultan Giyaseddin Keyhüsrev II. gebaut. Die Karawansereien lagen immer 30-40km auseinander, was einer Tagesreise entsprach. Sie waren stark befestigt und schützten so die Karawanen.
Der weiter südlich gelegene Susuz Han wurde etwas später ab ca. 1244 erbaut. Er wurde rekonstruiert, so dass man einen sehr guten Eindruck bekommt, wie so eine Karawanserei aussah, einschließlich beleuchtender Fackeln.
Der nächste Stopp auf unserer Fahrt galt Agiassos, einem Tipp von Willi (Danke!). Ariassos soll im 3. Jhd. v. Chr. gegründet worden sein und war bis in 7.Jh bewohnt. Laut Internet war außer dem Tor nicht viel zu sehen. Wir fanden jedoch, dass die Grundmauern der Häuser der Stadt gut zu sehen waren. Da wir am Anfang unserer Tour waren (mein Mann sollte später mal äußer: Nekropolen sind out  :)), begeisterte uns die ausgedehnte Nekropole. Die Basen der Totenhäuser sind gut zu erkennen und wir bewunderten ausgiebig die einfachen Sarkophage. Am Sattel angekommen, blickten wir in ein stilles Tal. Durch die Ruinen streifend kamen wir uns wie Entdecker vor.
Das nächste Ziel war die Karain Höhle, in der man zahlreiche Werkzeuge, Gebrauchsgegenstände und Tierknochen gefunden hatten, deren Alter bis auf 200 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung zurückreichen. Wir wollten uns gerne das kleine Museum anschauen, da in kleinen Museen die einzelnen Funde besser zur Geltung kommen. Unterhalb der Höhle angekommen stellte sich heraus, dass das Museum geschlossen ist, ob für immer oder nur zu Renovierungszwecken konnten wir nicht herausfinden. Da wir schon mal da waren kletterten wir doch zur Höhle hoch. Keuch, keuch.... Die Höhle selbst gibt nur wegen des Genius loci was her. Es gibt keinerlei Hinweisschilder, so dass der Laie nicht erkennen kann, welche der Kritzeleien historisch sind. Die Höhle ist eher mickrig, wenn man sie mit Höhlen auf der Schwäbsichen Alb vergleicht. Wir meinen, die Höhle ist nur für Höhlenforscher und professionelle Archäologen interessant. Nur für die Aussicht über die Pamphylische Ebene und die Monsterraupe, die wir auf dem Rückweg fanden, lohnt sich der beschwerliche Auf- und Abstieg nicht.
Für die Nacht hatten wir uns ein Hotel in der dritten Reihe am Konaalti-Strand ausgesucht. Zum Sonnenuntergang tranken wir in wunderbarer Atmosphäre die teuersten Getränke unserer Reise, aber in dem Grilllokal, das unser Hotelier uns in der Nähe des Hotels empfohlen hatte, stimmte das Preis-Leistungs-Verhältnis wieder.
Am nächsten Morgen ging es nach Termessos. Wieder einmal schraubte sich die Straße in die Berge durch eine grandiose Landschaft. Vom Parkplatz aus geht es noch einmal ein steiles Stück bergauf bis zur Stadtmauer. Die ganze Anlage ist nichts für Leute, die schlecht zu Fuß sind. Es gibt nur Trampelpfade, es muß viel geklettert werden und ins Theater gelangt man nur über Trümmer. Die Ursprünge Termessos' gehen bis ins 2. Jt. v. Chr. zurück. Natülich war Alexander der Große auch hier, allerdings war seine Belagerung der Stadt nicht von Erfolg gekrönt.
An der unteren Stadtmauer vorbei erreicht man als Erstes das Gymnasion. Der Pfad, der dort vorbei führt, sollte zur Ostnekropole mit einigen kaiserzeitlichen Gräbern führen. Alles war jedoch so überwuchert, dass wir den rechten Pfad nicht fanden. Also ging es weiter zum Theater. Wir fanden es eher enttäuschend. Normaler Weise hat man von den Theatern aus einen weiten Blick in die Landschaft. Hier schaut man auf einen Felsen. Der ADAC-Führer schreibt, dass es zwischen den steil abfallenden grauen Kalkfelsen "wie der vom Himmel gestürzte überdimensionale Korb eines Ballonfahrers" aussähe. Also wir waren nicht so begeistert. Beeindruckernder fanden wir die Südwestnekropole. Wie umgefallende Legosteine liegen dort die Sarkophage übereinandern. Leider gibt es in ganz Termessos keine gescheiten Erklärungstafeln. Dank meines Führers gelang es uns, die mit besonderen Reliefs geschückten Sarkophage ausfindig zu machen. Das Alketas-Grab war dann ausgeschildert. Für den Rückweg zum Parkplatz wählten wir den Weg an der Felswand entlang. Das war zwar manchmal eine ganz schöne Kletterei, doch man kommt dort an beeindruckenden Felsengräbern entlang. Hinter dem Parkplatz befindet sich eine weitere Nekropole mit schönen Sarkophagen. Als mein Mann in einem eine ziemlich große Schlange entdeckte, verging mir irgendwie die Lust im hohen Gras zwischen den Trümmern rumzustreifen. Alles in allem sind wir 4 Stunden in den Ruinen herumgestromert. Unseren Hunger stillten wir in einem kleinen Restaurand am Fuße des Berges, das köstliche Kleinigkeiten bereit hielt.
Unser Tagesziel war Patara. Wir waren kurz unschlüssig, ob wir die Abkürzung durch die Berge über Elmali nehmen sollten. Da ein Gewitter drohte und wir nicht wußten, wie die Straßenverhältnisse sind, fuhren wir lieber die größere Straße außern herum. Ein starker Platzregen bestätigte uns in unserer Entscheidung.

Antwort #11
am: 19. Juli 2013, 14:37:23

Offline Arkadas

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Schön zu sehen und zu lesen, dass noch jemand eine Schwäche für "alte Steine" hat!

Antwort #12
am: 19. Juli 2013, 14:45:26

Offline Dea

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Vielen Dank für die Ermutigungen. Hier noch Bilder von Termessos.

Antwort #13
am: 20. Juli 2013, 09:38:17

Offline Dea

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Teil 5 Xanthos, Letoon, Patara
In Patara wohnten wir in einer kleinen Pension mit Familienanschluss. Abends konnte man auch dort essen - gute Hausmannskost.
Nun lockten also die ersten Städte der Lykier. Zur Erkundung Lykiens kann ist das Buch "Lykien" von Thomas Marksteiner empfehlen, das wir sogar in Myra in den Touristenläden sahen. Der Autor ist Archäologe und hat im Limyra gegraben. Er ist einer der Archäologen, die im Archäologischen Museum von Antalya aufgeführt werden. Er schreibt für den archäologisch interessierten Laien, und das Buch ist absolut gut zu lesen.
Unser erstes Ziel war Xanthos. Schon in der Ilias wird das Xanthos-Tal erwähnt, dessen Bewohner auf Seiten der Trojaner kämpften. Gesicherte Besiedlungsspuren gibt es jedoch erst ab den 8. Jhd. v. Chr. Die Bewohner von Xanthos waren sehr freiheitsliebend und begingen 546 v.Chr. lieber Selbstmord als sich dem persichen Feldherren Harpagos zu unterwerfen. Nur wenige Familien überlebten, weil sie sich gerade auf den Sommerweiden in den Bergen befanden. Diese gründeten die Stadt neu. Eine ähnliche Geschichte spielte sich bei der Belagerung der Stadt durch Brutus 42 v.Chr. ab, Brutus sei so erschüttert gewesen, dass er eine Belohnung für jeden geretteten Xanthier ausgesetzt habe. Allerdings ist letztere Geschichte nicht gesichert, es kann sich auch um ein literarisches Erzählmuster handeln in Anlehnung an die Katastrophe von 546.
Neben dem schönen Theater fallen einem sofort die Pfeilergräber aus dem 5 Jhd. v.Chr. auf. Besonders interessant ist der Inschriften-Pfeiler mit seinen Inschriften in Lykisch und Griechisch. Von der Akropolis hat man einen schönen Blick über die Ebene, in der viele Gewächshäuser auffallen. Auf der anderen Seite der modernen Straße kann man eine antike Straße entlanglaufen. Diese weist keine Wagenspuren auf. Lykien ist so gebirgig, dass das Maultier und nicht der Wagen das verbreitetste Transportmittel war. Die Überreste des schönsten Monuments, des Nereidenmonuments, befinden sich im Britischen Museum von London, wo sich auch die Reliefs des Harpienmonuments befinden. Wir müssen wohl mal wieder nach London fahren, um uns die Orginale anzuschauen. Jenseits des ehemaligen römischen Torbogens befindet sich noch der schöne Tänzerinnensarkophag.
Nicht weit entfernt von Xanthos befindet sich Letoon um das sich eine nette griechische Legende rankt. Zeus hatte mit Leto die Zwillinge Apollo und Artemis gezeugt. Nach der Geburt floh Leto vor der eifersüchtigen Hera mit den Kindern nach Lykien. Sie wollte Rast machen und aus einem Teich Wasser trinken. Lykische Bauern wollten ihr das verwehren und wurden zur Strafe in Frösche verwandelt. Das Grundwasser im Bereich von Letoon steht sehr hoch, so dass die antike Agora meist unter Wasser steht. Aus Letoon stammt die berühmte Stele mit einer Inschrift in aramäischer, lykischer und griechischer Sprache, die maßgeblich zur Entschlüsselung der lykischen Sprache beigetragen hat. Wir hatten sie im letzten Jahr im Museum von Fethiye bewundert. Über dem nördlichen Eingang des Theaters hat sich ein Fries mit Masken erhalten.
Nun war es an der Zeit etwas zu essen. An der Hauptkreuzung in Kinik gibt es einige einfache Lokandas. Wir speisten gut in der Hünkar Lokandasi.
Als wir das berühmte Tor von Patara erreichten, tröpfelte es ein bißchen, doch dann riß es auf und es gab einen strahlend blauen Himmel. Das rekonstruierte Bouleuterion sah uns ein bißchen zu neu aus. Nur wenn man nah heranging, konnte man altes und neues Baumaterial unterscheiden. Da war uns das Theater lieber. Hinter dem Theater kann man auf einem, am Anfang etwas beschwerlichen, später aber gut begehbaren Pfad den Gipfel des Hügels erklimmen. Dort wird man mit einer phantastischen Aussicht belohnt. Eine große Tafel klärt einen über das auf, was man dort im Tal sieht. Ich finde es immer toll, von oben auf eine Ausgrabungsstätte blicken zu können, dann ist alles viel plastischer. Von hier aus sahen wir auch das Fundament des antiken Leuchtturms. Solch ein Fund ist äußerst selten.
Nun ruhten wir uns am grandiosen Strand von Patara von der vielen Kultur aus. Der Strand scheint endlos, und da hier die Caretta caretta ihre Eier ablegt, darf er nicht bebaut werden. Welch ein Geschenk! Gemütlich saßen wir im Sand und beobachteten die Krabben, die seitwärts über den Sand flitzten.

Antwort #14
am: 20. Juli 2013, 11:27:39

Offline melitta

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    • gemeinsam sind wir stark für alles
wuuuunderschööön  :love: :love: :love: :love: es gibt wirklich viel Wunderbares in diesem schönen Land zu entdecken  :allah: