18.01.2008 05:15 - 06:00 Phoenix
Von Athen nach Istanbul
"Vor 15 Jahren ist hier mal ein Unfall passiert, dann nie wieder", sagt Enestheria, die Schrankenwärterin in Athen. Dann greift sie schnell zu Trillerpfeife und roter Fahne. Ein Zug kommt! Auf dem Bahnübergang mitten in Athen staut sich der Verkehr. Enestheria scheucht sie alle von den Schienen, Fußgänger und Autos. Enestherias Bahnübergang liegt an der Hauptstrecke nach Nordgriechenland und Istanbul. 1500 Kilometer sind es von der griechischen Hauptstadt bis zur Metropole am Bosporus. Eine durchgehende Bahnverbindung gibt es nicht, spätestens an der Grenze zur Türkei muss man umsteigen. Es ist eine Bahnreise auf meist eingleisiger Strecke zu Ziegenhirten, Popen und "kleinen Prinzen". Es geht am Olymp entlang und am wildromantischen Rhodope-Gebirge. Unterwegs laden Eierklopfen, Mitternachtssuppe und Lämmergrill zum Osterfest in einem griechischen Bergdorf ein. Und in einer türkischen Kleinstadt kündigen die stolzen Väter in einem hupenden Autokorso die Beschneidung ihrer acht- bis zehnjährigen Söhne an. Schließlich Istanbul, die Zwölf-Millionen-Stadt an der Grenze zwischen Europa und Asien: Hüseyin Alptekin wandert durch den Großen Basar und das Holzhausviertel: immer auf der Jagd nach Anregungen. Er ist Installationskünstler und Eisenbahnfan. "Das Zugfahren hat etwas Melancholisches für mich", erklärt er.