Auf einem der letzten Air-Berlin-Flüge verabschiedet sich ein Pilot von seinen Kollegen:
„Sie haben es natürlich der Presse entnommen. Für uns in der Air Berlin-Familie steht seit dem 15. August, seit der Verkündung der Insolvenz, die Welt auf dem Kopf.
Und wenn ich von einer Air Berlin-"Familie" spreche, ist das in diesem Fall keine Floskel, wie wir sie seitdem pausenlos von Managern und Politikern hören, sondern dann ist es das, was wir seitdem umso öfter und intensiver erleben dürfen.
Vor ziemlich genau 10 Wochen wurden wir Mitarbeiter der Air Berlin zu Marionetten in unserem eigenen Leben degradiert. Es wurde von uns erwartet, dass wir abermals einen Schritt mehr gehen und alles am Laufen halten.
Neben den Sorgen und Ängsten vor der Zukunft haben wir Sie, unsere lieben Passagiere, trotzdem mit dem bekannten Maß an Fürsorge und Sicherheit zu Ihren Zielen geflogen. Immer hoffend auf eine faire Übernahme durch die Käufer haben wir uns auch an den unzähligen schweren Tagen in dieser Zeit zusammengerissen und sind zur Arbeit gegangen.
Dass alles umsonst war, dass es kein Happy End für uns gibt, wissen wir heute. Und spätestens ab übermorgen erwarten wir unsere Kündigung. Leider ist es das einzige, was wir wissen.
Natürlich haben wir Angebote bekommen, uns auf die gleichen Stellen und Funktionen neu zu bewerben, die wir seit vielen Jahren bekleiden. Leider zu unsäglich schlechteren Konditionen.
Wenn ich von einer Air Berlin-Familie spreche, dann spreche ich nicht von unzähligen Freundschaften, die entstanden sind, unzählige Kolleginnen und Kollegen haben ihren Partner fürs Leben gefunden – einige auch ihren Ex-Partner – und natürlich ist auch hundertfacher Nachwuchs aus dieser Familie entstanden.
Wie gut diese Familie funktioniert, haben wir in den letzten zehn Wochen, in Wochen des psychischen Ausnahmezustands, gesehen. Und deswegen bin ich mir auch sicher, dass es für jeden Einzelnen von uns weitergehen wird. Vielleicht zukünftig mit festem Boden unter den Füßen, vielleicht von einem anderen Ende der Welt.
Aber sicher ist, diese starke Truppe lässt sich nicht
von gierigen Managern, renditesüchtigen Aktionären und blinden Politikern unterkriegen.
Und damit heißt es zum letzten Mal von mir auf einem Air Berlin-Flug: Cabin Crew arm doors and crosscheck.“
Gestern um 23.45 Uhr landete die letzte Air Berlin-Maschine in Berlin-Tegel.
http://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2017-10/air-berlin-letzter-flug-ab-6210wer das drama gestern abend verpasst hat....
https://www.youtube.com/watch?v=7jRlwCcc1pU