Keine Gefahr bei Mittelmeer-UrlaubDas Krim-Kongo-Fieber breitet sich in Teilen der Türkei aus. Für Badeurlauber im Süden geben Ärzte aber "Zecken-Grippe"-Entwarnung.
zecken übertragen das "Krim-Kongo hämorrhagische Fieber", gelegentlich auch als "Zecken-Grippe" bezeichnet - mit der FSME in Österreich hat es nichts zu tun. Für Beunruhigung sorgen Meldungen, wonach 2008 in der Türkei auch touristische Gebiete in der Umgebung von Antalya betroffen waren. Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch vom Zentrum für Reisemedizin in Wien klärt über die tatsächlichen Risiken auf.
KURIER: Besteht eine Gefahr an der türkischen Mittelmeerküste?
Herwig Kollaritsch: Nein, die Badegebiete des Südens sind derzeit nicht betroffen. Hauptverbreitungsgebiete des Virus sind Zentralanatolien und die angrenzenden Schwarzmeer-Provinzen. Dort ist die Situation dramatisch: 2002 wurden 17 Fälle gemeldet, 2008 waren es bereits 1315 mit 135 Toten. Die tatsächliche Erkrankungszahl ist wahrscheinlich noch um vieles höher. Übrigens werden auch aus dem Kosovo seit Jahresbeginn vermehrt Fälle gemeldet. Ebenso wie in der Türkei gab es auch im Kosovo heuer bereits zwei Todesfälle.
Es gibt Meldungen, wonach 2008 nahe Antalya eine Frau erkrankt ist.
Es ist unbekannt, wo sich diese Frau infiziert hat - möglicherweise beim Verwandtenbesuch in Anatolien. An der Mittelmeerküste finden sich keine geeigneten Lebensräume für Zecken. Eingeschleppte Einzelfälle kann es aber geben.
Wie gefährlich ist diese Virusinfektion?
Die Symptome sind zunächst ähnlich wie bei einer Grippe, in vielen Fällen treten zusätzlich aber - wie etwa bei Ebola - innere Blutungen auf, an denen fünf bis zehn Prozent der Patienten versterben.
Kann man sich auch durch engen Kontakt mit Kranken - etwa beim Küssen - anstecken?
Nur theoretisch, das ist sehr unwahrscheinlich. Dokumentierte Fälle gibt es nicht. Ohne Zecken geht nichts. Anders ist dies bei unserer Zecken-FSME: Hier ist eine Übertragung auch durch unpasteurisierte Milchprodukte nachgewiesen.
Sollen sich Türkei-Reisende schützen?
Es gibt keine Impfung. Wer in die betroffenen Infektionsgebiete fährt, sollte Repellents - insekten- und zeckenabweisende Mittel - verwenden. Sehr effizient ist es, die Kleidung mit Permethrin einzusprühen. Am Mittelmeer selbst sind Repellents nicht unbedingt notwendig, wie wohl man sich damit vor anderem lästigen Getier schützen kann. Immer sinnvoll ist es, am Abend die Haut nach Zecken abzusuchen. Es scheint ein Kontakt von mehreren Stunden notwendig zu sein, bis es zu einer Übertragung der Viren kommt. Unsere FSME-Zeckenimpfung schützt übrigens nicht - das sind zwei völlig verschiedene Viren.
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