Kurzurlaub beim Arzt: Türkische Urlauberkliniken
Nach Angaben der türkischen Vereinigung für Gesundheitstourismus kommen jährlich rund 200 000 Wellness-Reisende aus dem Ausland in die Türkei.
Immer mehr Deutsche reisen zu einer Augenlaserbehandlung in die Türkei – aber nicht nur weil es preiswerter ist!
Laut der türkischen Vereinigung für Gesundheitstourismus, seien besonders Augenbehandlungen, Schönheits-Operationen und Spa-Aufenthalte beliebt. Rund zehn Milliarden US-Dollar Umsatz erwartet der türkische Staat in den kommenden drei bis vier Jahren von dem Geschäft mit dem Gesundheitstourismus.
Kurzurlaub unterm Laser:
Türkische AugenklinikenDie Brille hat ihr nicht mehr gefallen, die Kontaktlinsen haben gestört. Schon lange wollte sich Monika Gans die Augen lasern lassen, doch in Deutschland war ihr die Behandlung zu teuer.
Der entscheidende Tipp kam von ihrem Lebensgefährten: eine Laser-Operation in Istanbul. Schnell, unkompliziert und billig, so hatte er ihr seine eigene Behandlung in der türkischen Metropole beschrieben. «Das entscheidende Kriterium war vor allem der Preis», sagt die Frau aus Rosenheim. Rund 1500 Euro hat sie für Operation, Flug und Hotel in Istanbul bezahlt. Damit liegt der Preis für ihre Dioptrienkorrektur bei etwa einem Drittel der Kosten in Deutschland.
Trotz kritischer Stimmen, die vor einer unklaren Rechtslage im Ausland warnen, lassen sich jedes Jahr mehrere tausend Touristen aus Deutschland in der Türkei die Augen behandeln. Nach Angaben dreier bekannter Spezialkliniken haben sich allein im Juli rund 1500 Patienten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz von türkischen Ärzten die Augen lasern lassen. «Zu uns kommen vor allem Deutschtürken», sagt Ölem Sensören von der Dünya Göz Gruppe in Istanbul, einer der weltweit größten privaten Augenkliniken mit neun Niederlassungen allein in der Türkei. «Sie verbinden die Behandlung mit ihrem Sommerurlaub oder dem Familienbesuch in der Türkei.»
Rund 10 000 Augen-Behandlungen werden jeden Monat in den neun türkischen Kliniken durchgeführt, die Hälfte davon seien Laser-Behandlungen, sagt Sensören. Dabei werden Fehlsichtigkeiten durch gezieltes Verändern der Augenhornhaut mit einem Laserstrahl korrigiert. Eines der modernsten Operationsverfahren dafür ist die «Laser in situ Keratomileusis»-Methode, kurz LASIK genannt.
Etwa zehn Minuten dauert die Behandlung, sie soll schmerzfrei sein und Brille sowie Kontaktlinsen dauerhaft ersetzen. «Es besteht keine Gefahr zu erblinden, im schlimmsten Falle bleiben Restdioptrien», sagt Gurkan Celikkol vom Eyestar Lasik-Institute Istanbul. «In jedem Fall sollten die Patienten in Deutschland eine Voruntersuchung machen lassen, denn nicht jedes Auge ist für eine LASIK-Behandlung geeignet.»
Die Kosten für eine Behandlung in der Türkei variieren je nach Anbieter zwischen 450 und 1100 Euro für beide Augen. Noch im vergangenen Jahr hatten große Kliniken mit Dumping-Preisen von bis zu 200 Euro geworben. Dagegen hatte vor allem die türkische Vereinigung für Augenheilkunde protestiert und vor einer drastischen Qualitätsminderung gewarnt. Die Preise zogen daraufhin wieder an.
Viele der türkischen Kliniken kooperieren inzwischen mit Reiseagenturen, die Flüge, Hotel und Ausflugspakete organisieren. Auch deutsche Reiseanbieter haben den Gesundheits- und Medizintourismus für sich entdeckt und werben im Internet mit Laser-Behandlungen inklusive Reisepaket. In Foren tauschen sich Patienten über die Vor- und Nachteile türkischer Kliniken und ihrer Ärzte aus.
«Operationen am Auge sind ein gravierender Eingriff», sagt Stefan Etgeton vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin. In jedem Fall sollten sich Patienten unabhängig von der Klinik ihrer Wahl in Deutschland über die Methoden und auch über Haftpflichtleistungen informieren. «Bei Selbstzahlerleistungen wie den meisten Augenbehandlungen muss außerdem beachtet werden, dass im Falle eines juristischen Streits nach einer missglückten OP das Recht desjenigen Landes gilt, in dem die Behandlung durchgeführt wurde.» Und das stimme nicht immer mit dem deutschen Recht überein.
«Die größte Angst vieler Touristen ist mangelnde Hygiene in den türkischen OP-Sälen», sagt dagegen Friederike Schellenberger, die in Kirchheim bei München LASIK-Behandlungen in der Türkei vermittelt. Diese Skepsis sei jedoch unbegründet, alle Partnerkliniken arbeiteten nach europäischen Standards und seien TÜV-geprüft.
Monika Gans hat sich darauf eingelassen. «Ich habe zwei E-Mails nach Istanbul geschickt, dann stand der Termin», sagt sie. Drei Übernachtungen in einem nahe gelegenen Hotel waren schnell gebucht. Bei der Wahl habe ihr das deutschsprachige Klinik-Personal geholfen. «Der Service stimmt, und ich fühle mich hier gut aufgehoben, das war in Deutschland nicht der Fall», sagt sie. Mit dem Ergebnis sei sie zufrieden, und sogar von Istanbul habe sie noch etwas gesehen.
