Freilichtmuseum Göreme
Ende des zweiten Jahrhunderts siedelten bereits viele Christen nach Kappadokien. Aus dieser Zeit sind zwei Bistümer bekannt, eines in Malatya und eines in Kayseri. Im dritten Jahrhundert entwickelten glaubensstarke Mönche die Gegend zu einem lebendigen religiösen Zentrum. Das vierte Jahrhundert gehörte dem heiligen Basileos, Bischof von Kayseri, dessen Bruder Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianus. Diese christlichen Geistesgrößen bündelten das gesamte christliche Gedankengut und gaben ihm eine neue Form (Trinitätslehre). Noch heute ist die Lehre des heiligen Basileos für die christliche Welt von hoher Bedeutung. Basileos war kein theoretisierender Frömmler, sondern praktizierender Christ, der fernab von Dörfern und Städten kleine Siedlungen als moralisch-ethische Zufluchtsstätten für die Menschen gründete. Hier hat er über seine Auslegung einer christlichen Lebensführung gepredigt anstatt traditionelle Lehrmeinungen zu wiederholen. Sie wurde jedoch, wie auch in Ägypten und Syrien, von den anderen christlichen Gruppen nicht angenommen. Die bedeutende Reform, die Basileos in Kappadokien durchgeführt hat, sollte in Form gemeinsamer Gebete neu eingeführt werden. Dieses Lehrsystem wurde in Göreme erstmals praktiziert und hat sich dann auf Soganli, Ihlara und Aciksaray ausgeweitet.
Die Kirchenarchitektur von Göreme
Die in Göreme am häufigsten anzutreffende Kirchenform mit einem weiten, überwölbten Raum war für die hier lebenden Religionsgemeinschaften und Einsiedler die angemessene, auch Grabkammern wurden so angelegt. Der quergeteilte Raum mit rechteckigem Grundriss ist mesopotamischen Ursprungs. Die besonders in Göreme häufig anzutreffenden Sakralbauten in dieser Art wurden von fremden Gemeinden errichtet. Kirchenbauten mit zwei gleich großen Räumen sind selten. In Göreme ist nur die St. Eusthatios-Kirche so gebaut. In Soganli und Ihlara stehen einige. Bevorzugt wurde dieser Typ bei Bischofskirchen wie zum Beispiel die Durmufl Kadır-Kirche. Der Bau von großen und architektonisch reichen Kirchen war schon aufgrund des Standortes unmöglich. Die Fresken wurden entweder direkt auf die Felswand wie bei der Basileos-, Barbara- und Elmali-Kirche oder auf die mit einem Gemisch aus Gips, Sand und Stroh verputzte Felswand mit Läppchen oder Pinsel aufgetragen und stellen mit Ausnahme der geometrischen Motive aus der ikonoklastischen Periode samt und sonders Szenen aus der Bibel und Heilige dar.
Die Mönchs- und Nonnenkloster
Das links des Eingangs vom Göreme-Freilichtmuseum liegende sechs- bis siebenstöckige Felsenhaus ist als Nonnenkloster bekannt. In der ersten Etage befinden sich der Speisesaal, die Küche und einige Zimmer, in der zweiten eine zerfallene Kapelle, in der dritten eine durch einen Felskamin erreichbare Kirche mit einem Kreuzgewölbe, vier Säulen und drei Apsiden. Dem Templon an der Hauptapsis begegnet man selten. Neben den auf den unverputzten Fels aufgetragenen Fresken aus dem Leben Jesu verlaufen rote Schmucklinien. Die einzelnen Etagen sind durch tunnelähnliche Felskamine miteinander verbunden. Die engen Tunnel konnten wie auch in den unterirdischen Städten bei Gefahr durch dicke runde Steinplatten verschlossen werden. Von dem rechts vom Museumseingang befindlichen Mönchskloster kann nur das Erdgeschoss mit einigen Räumen besichtigt werden, die übrigen Etagen sind eingestürzt und für die Besichtigung gesperrt.
Die St. Basileos-Kapelle
Sie steht im Eingangsbereich des Freilichtmuseums. In dem von Säulen unterteilten Vorraum befinden sich Grabhöhlen. Die im 11. Jahrhundert errichtete Kapelle ist ein rechteckiges Gewölbe mit drei Apsiden an der linken Längsseite. Die Fresken stellen an der Hauptapsis ein Jesus-Portrait, an der Vorderseite Maria mit dem Jesuskind, an der Nordmauer St. Theodorus auf einem Pferd, an der Südmauer St. Georg, ebenfalls auf einem Pferd und mit dem Drachen kämpfend, St. Dimitrius und zwei weitere Heilige dar.
Die Elmali-Kirche
Die Kirche hat neun Kuppeln, vier Säulen, drei Apsiden, einen Grundriss in Form des griechisch-orthodoxen Kreuzes und wurde Ende des 11. oder zu Beginn des 12. Jahrhunderts erstellt. Geometrische Motive und Kreuze wie in der St. Basileos-Kapelle und in der Barbara-Kirche sind auf den unverputzten Fels aufgetragen. Die Fresken stellen u. a. Deesis, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Reise nach Jerusalem, das Abendmahl und Jesus am Kreuz dar.
Die St. Barbara-Kapelle
Sie liegt hinter dem Felsen mit der Elmali-Kirche und hat einen kreuzförmigen Grundriss, zwei Säulen, eine Haupt- und zwei Nebenapsiden. Süd-, West- und Nordflügel sind überwölbt, die Mitte und der Ostflügel überkuppelt. Geometrische Motive und Fabelwesen in reicher Zahl sind mit roter Farbe auf den unverputzten Fels unter der Kuppel und auf die Wände aufgetragen. Außerdem wurde ein Muster gemalt, das Mauerwerk vortäuschen soll. Die Kirche stammt aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts.
Die Yilanli oder St. Onouphrios-Kirche
Sie stammt aus dem 11. Jahrhundert und hat einen quergeteilten, viereckigen überwölbten Raum und einen kleineren Zusatzraum mit einer geraden Decke an der Südseite, in dem Gräber eingelassen sind. Die Apsis wurde in die linke Längswand eingemeißelt unvollendet, belassen. Der Eingang liegt an der Nordseite. Beidseitig des Gewölbes sind in Kappadokien verehrte Heilige abgebildet. Die Fresken stellen links gegenüber dem Eingang Jesus mit der Bibel in der Hand, im Ostteil St. Onesimus, St. Georg und St. Theodorus mit dem Drachen kämpfend, die das wahre Kreuz tragende Helena und Konstantin dar; im Westteil sind die unbekleidete, langhaarige und vor einer Palme stehende Onouphrios und an ihrer Seite die Heiligen St. Thomas und St. Basileos, letzterer ein Buch in der Hand haltend mit segnender Gebärde, zu sehen.
Küchen-, Lager- und Essräume zwischen den Kirchen
Zwischen der Yilanliı- und der Karanlik-Kirche befinden sich drei miteinander verbundene Räume. Der Erste ist ein Lagerraum mit Vertiefungen in den Wänden für die Vorräte, der Zweite eine Küche mit einem Tandır (Erdofen) und der dritte der Essraum. Hier befindet sich links vom Eingang eine steinerne Platte mit einer steinernen Sitzbank für etwa 40-50 Personen und rechts eine Traubenpresse.
Die Karanlik-Kirche
Sie wurde Ende des 11., Anfang des 12. Jahrhunderts gebaut. Den rechteckigen, überwölbten Vorraum betritt man über eine geschwungene Treppe an der Nordseite. An der Südseite des Vorraums liegt ein Grab. Das Kirchengewölbe hat einen kreuzförmigen Grundriss, eine Zentralkuppel, vier Säulen und drei Apsiden. Sie wird die "Dunkle Kirche" genannt, weil das Licht nur durch ein einziges kleines Fenster im Vorraum einfallen kann. Das ist auch der Grund für den guten Zustand der Farben, mit denen die Fresken gemalt wurden. Der Vorraum und das Kirchengewölbe sind mit Szenen aus dem Alten und Neuen Testament reichlich geschmückt. Die Fresken stellen u.a. die Reise nach Bethlehem, die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, das Abendmahl, den Judas-Kuss, Jesu Himmelfahrt, die Gastfreundschaft des Propheten Abraham und die Drei Jünglinge im Feuerofen dar.
Die St. Katharinen-Kirche
Sie befindet sich zwischen der Karanlik- und der Carikli-Kirche und wurde im 11. Jahrhundert von einer Dame namens Anna in Auftrag gegeben und der heiligen Katharina geweiht. Sowohl Vor- als auch Hauptraum haben einen kreuzförmigen Grundriss, der Hauptraum hat eine Zentralkuppel und Seitengewölbe. In den Boden des reliefgeschmückten Vorraumes sind neun Gräber eingelassen und in die Seitenwände zwei Grabnischen. Die Fresken im Hauptraum stellen an der Apsis die Deesis, darunter in Medaillons die Kirchenväter Gregor, Basileos und Johannes Chrysostomos, im Nordflügel an der Südwand St. Georg zu Pferde, gegenüber St. Theodorus, St. Katharina und andere Heilige dar.
Die Sandalias oder Carikli-Kirche
Die Kirche hat zwei Säulen und zwei Eckpfeiler, ein Kreuzgewölbe, drei Apsiden und vier Kuppeln und stammt aus dem späten 12. oder frühen 13. Jahrhundert. Ihr Name stammt vermutlich von den Fußspuren auf dem Fresko, das Jesu Himmelfahrt darstellt. Die Fresken sind in der Regel gut erhalten, weisen lange, große Figuren auf und ähneln denen in der Elmali- und Karanlik-Kirche. Die Darstellungen von Jesus auf dem Weg zur Kreuzigung und die Kreuzigung selber sind jedoch nur in der Carikli-Kirche vorhanden. Unter der Zentralkuppel sieht man Jesus Pantokrator, umgeben von Medaillons mit Brustbildern von Engeln, an der Hauptapsis die Deesis, an der Nordapsis Maria mit dem Kind, an der Südapsis den Erzengel Michael. Die Wandfresken stellen die Geburt, die Anbetung der Heiligen Drei Könige, die Taufe, die Auferstehung des Lazarus von den Toten, die Verklärung, die Reise nach Jerusalem, den Judas-Kuss, die Frauen am leeren Grabe, die Himmelfahrt Jesu und Heilige dar.
Quellegöreme und sein freilichtmuseum.....wunderschön und faszinierend. wenn man den richtigen reiseführer dabei hat, sieht man das leben jesu doch plötzlich mit anderen augen........die vielfalt der kirchen ist immens und die schätze an fresken ungeheuer schön!
eintrittspreise p.p. 15TL
aller bilder vom freilichtmuseum in göreme gibts nun in der
galerie