Mittwoch, 15. April 2009 um 21.00 Uhr auf arte, Wiederholung am 21.04.2009 um 09:55
Vor rund 100 Jahren beginnt im Orient mit dem Bau einer Bahn von Konstantinopel nach Bagdad ein technisches und politisches Abenteuer: 2.600 Kilometer durch menschenleeres Gebiet, über reißende Flüsse, schneebedeckte Berge, durch tiefe Schluchten und heiße Wüstenregionen. Deutsche Banken finanzieren das Projekt und deutsche Ingenieure leiten es. Doch es gibt mächtige Gegner. Vor allem die Briten sehen ihre Interessen in der Region gefährdet.#cr##cr#Der zweiteilige Dokumentarfilm zeigt, wie der Ingenieur Heinrich August Meissner die Arbeiten trotz aller Schwierigkeiten immer wieder vorantreibt. Gegen den Bau der Bahn spioniert unter anderem die britische Abenteurerin Gertrude Bell. Außerdem versucht der später als Lawrence von Arabien bekanntgewordene Brite Thomas Edward Lawrence, die Bahn mit Sprengstoffanschlägen zu sabotieren. Der erste Teil erzählt vom Aufbruch ins Ungewisse.
(1): Aufbruch ins Ungewisse
1903 fällt im Orient der Startschuss für ein technisch wie politisch waghalsiges Unternehmen: der Bau der Bagdad-Bahn, einer Eisenbahnstrecke, die die beiden Metropolen Konstantinopel und Bagdad verbinden soll. Die Idee stammt von Sultan Abdul Hamid II, dem Herrscher über das riesige Osmanische Reich. Es erstreckt sich von Konstantinopel bis an den Persischen Golf, vom Schwarzen Meer bis nach Mekka. Um sein Herrschaftsgebiet wirtschaftlich zu erschließen, will er ein modernes Verkehrssystem schaffen. Aber allein ist das Osmanische Reich zu schwach, um einen solchen Plan zu realisieren. Der Sultan braucht Partner.
Adolf Freiherr Marschall von Biberstein, deutscher Botschafter in Konstantinopel, erreicht mit diplomatischem Geschick, dass die Konzession zum Bau der Bahn an die Deutschen geht. Deutsche Banken übernehmen die Finanzierung, deutsche Unternehmen stellen die Ingenieure und leiten den Bau. Ob Lokomotiven, Schienen oder Nieten, alles wird aus dem Deutschen Reich per Schiff in den Orient transportiert. Ein lukratives Geschäft für die deutsche Wirtschaft, aber auch ein Risiko. Denn die Bahn führt über weite Strecken durch abgelegene, menschenleere Gebiete, über hohe Gebirge, reißende Flüsse, durch Steppen und menschenfeindliche Wüsten. Keiner hatte bisher gewagt, unter solchen Bedingungen eine Eisenbahnstrecke zu bauen.
Nach einem zügigen Baubeginn machen Probleme bei der Finanzierung des Millionenprojekts und politische Unruhen den Ingenieuren zu schaffen. Sechs Jahre ruhen die Arbeiten. Erst 1910 hat sich die politische Lage beruhigt, die deutschen Banken haben das Geld bereitgestellt, der Bau geht weiter. Jetzt beginnt der schwierigste Bauabschnitt, die Trasse über das Taurusgebirge. Unzählige Tunnel und Brücken müssen gebaut und das Gleisbett in den steilen Fels gesprengt werden.
Als sich die Trasse im Süden der syrischen Stadt Aleppo nähert, alarmiert das die Briten. In Aleppo bekommt die Bagdad-Bahn Anschluss an eine Pilgerbahn, die der deutsche Ingenieur Heinrich August Meissner im Auftrag des Sultans gebaut hatte. Damit können Pilger, aber auch Soldaten und Waffen in die Sinai-Region transportiert werden. Die Briten fürchten, dass die Osmanen mit Hilfe der Bahn einen Angriff auf den Suezkanal unternehmen könnten - die Lebensader des britischen Empire und die wichtigste Verbindung zwischen Großbritannien und dessen Kronkolonie Indien.
Die Briten beginnen, Informationen über die Bahn zu sammeln. Zu ihren Mitarbeitern gehören Gertrude Bell, orientbegeisterte Tochter eines britischen Stahlmagnaten und der später als "Lawrence von Arabien" bekanntgewordene britische Archäologe und Abenteurer Thomas Edward Lawrence. Was sie nach London berichten, lässt nur einen Schluss zu: Die Fertigstellung der Bahn ist nur noch eine Frage der Zeit, die Deutschen werden es schaffen. Doch mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges ändert sich alles.
In aufwendigen Inszenierungen lässt der zweiteilige Dokumentarfilm die Personen, die Orte und die Zeit, in der die Bahn gebaut wurde, wieder lebendig werden. Mit Hilfe von Archivmaterial, nachgestellten Szenen und Zeitzeugen wird die Geschichte der Bahn, die auch die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Reich und dem britischen Empire ist, spannend und detailreich erzählt.