Urlaub in der Ferienwohnung
Kürzlich hatten wir hier das Thema Ferienwohnung/-haus in der Türkei.
Dazu möchte ich nun berichten, wie sich unser Urlaub in einer Ferienwohnung gestaltet.
Schon beim Kofferpacken sieht man Unterschiede zum Pauschalurlauber. Nur wenige Kleidungsstücke landen im Koffer, da wir einiges an Kleidung in der FeWo haben. Ebenso bleiben Duschbad, Haarspray und andere alltägliche Dinge draußen. Dafür darf allerdings Kaffee nicht fehlen, da dieser doch recht teuer in der Türkei ist. Ebenso etwas Käse, unsere Nachbarn und Freunde freuen sich immer über ein paar Päckchen Hollanda Peynir.
Damit sind wir nun schon bei den Geschenken angekommen, die wir mitnehmen. In diesem Jahr sind es kleinere Artikel von Ikea, denn alleine der Name macht es und ist immer noch etwas Besonderes, gerade bei den jungen Hausfrauen. Meine junge türkische Freundin freut sich über viele hier bekannte und alltägliche Kleinigkeiten, z.B. Marken-Deo-Sprays, denn die kosten selbst beim Discounter in der Türkei fast das Doppelte wie in Deutschland.
Immer wieder sammeln wir gut erhaltene gebrauchte Kleidungsstücke, die für ein Dorf in den Bergen bestimmt sind. Insbesondere Kinder-und Winterkleidung sind beliebt und werden gebraucht. Hinzu kommen dann noch die obligatorischen Süßigkeiten. Ab und an landet auch noch gut erhaltenes und funktionstüchtiges Werkzeug im Koffer, das auch immer wieder dankbare Abnehmer findet.
Da so natürlich Gewichtsprobleme beim Gepäck entstehen, frage ich gleich nach der Buchung bei der entsprechenden Airline nach, ob uns die Mitnahme von Sondergepäck bewilligt wird. Die meisten zeigten sich bisher großzügig und so durften sogar schon mal 60 kg zusätzlich kostenfrei transportieren.
In Antalya angekommen wartet schon unser Mietwagen auf uns. Schnell wird das Gepäck verstaut und los geht's zu unserem 2. Zuhause. Unterwegs decken wir uns noch schnell mit den notwendigsten frischen Lebensmittel ein.
Die Wohnung finden wir dank unserer lieben Nachbarn sauber und geputzt vor, so dass unser Urlaub gleich beginnen kann.
Gleich nach der Ankunft wird, je nach Tageszeit ein frischer Kaffee gekocht, oder aber am Abend ein Glas Wein oder Bier auf dem Balkon genossen und auf schöne Ferien angestoßen, bevor es dann ans auspacken geht.
Am nächsten Morgen führt mein erster Weg zum kleinen Market um frisches Brot zu kaufen. Schon unterwegs werde ich aufgehalten und von den Nachbarn freundlich begrüßt, oft mit einer Einladung zu einem Tee. Bei einer dieser türkischen Familien ist dies immer besonders herzlich und es dauert meist eine ganze Weile, bis ich mich dort losreißen kann.
Im Market ist die Begrüßung nicht weniger herzlich, kennen wir den Eigentümer schon seit über 15 Jahren. Wie geht's, ist dein Mann auch da, was machen die Kinder, habt ihr alle noch Arbeit, ja, hier gehen die Geschäfte so...şöyle böyle.....ich habe gehört dass ihr viel Regen in Deutschland hattet...jetzt genießt die Sonne hier, hier ist schön, hier ist immer schön! Es ist herrlich wieder im Dorf zu sein.
So kann es dann schon mal etwas länger dauern, bis ich mit dem Brot wieder zurück bin.
Dann wir ausgiebig gefrühstückt, türkisch versteht sich: Weißbrot, Schafskäse, Gurken, Tomaten, Marmelade...en iyi kahvaltı.....was braucht man mehr.
Nun wird inspiziert, was sich während unserer Abwesenheit so getan hat, ja und da kommt es schon mal zu weniger schönen Überraschungen. Ein kaputter Wasserhahn z.B. hat für hübsch-hässliche Kalk- und Schimmelspuren in der Dusche gesorgt. Also ist ein Besuch im Baumarkt fällig um dieses Übel zu beseitigen. Die Kiefer vor dem Küchenbalkon hat nun solche Maße erreicht, dass sie den Empfang der Satellitenschüssel beeinträchtigt. Der Baum wird natürlich nicht abgeholzt, aber die Schüssel braucht einen neuen Platz. So wird also an manchen Tagen auch gewerkelt, geschraubt, gepinselt.
Das meiste wird vom Hausmeister und Gärtner unserer Site (Siedlung) gemacht, der uns auch hier in Deutschland sofort in Kenntnis setzt, wenn es mal ganz arg kommen sollte. Zum Glück ist das bisher aber noch nicht eingetreten.
Es kommt sehr oft vor, dass wir auf dem Balkon sitzen und plötzlich nur ein pfeifen, räuspern oder hüsteln hören. Das ist dann meist unser Hausmeister und unser bester Freund, der nur kurz Bescheid gibt, dass seine Frau Tee kocht und wir rüberkommen sollen. Ja, und das sind immer die Momente, die wir besonders genießen! Wir wissen, dass sie mit dem Wort Freund genauso sparsam umgehen wie wir es tun, dass man nicht mit jedem gleich gut Freund ist und sich mit allen verbrüdert. Bei dieser Familie ist das Wort Freund ehrlich gemeint, es wird nicht so lax daher gesagt, wie es oft in der Türkei so gemacht wird. Wir wurden in die Familie so herzlich aufgenommen, dass es uns richtig stolz macht!
Schön ist es auch, wenn ich alleine mit den Frauen zusammen bin. Ab und zu wird Brot gebacken, draußen am offenen Holzfeuer. Ich bin immer wieder fasziniert, mit welcher Behändigkeit der Teig hauchdünn ausgerollt und auf dem heißen Blech gebacken wird. Das meiste Brot wird in Tücher eingeschlagen und für den späteren Verzehr aufbewahrt, aber ein Teil wird sofort gegessen. So sitzen wir also alle auf einem Teppich oder einer Decke, Zeitung ersetzt das Tischtuch. Über das frische und noch warme Brot wird aus einer halbgeöffneten Packung Margarine gestrichen. Vielleicht noch ein bisschen Marmelade, Honig oder Käse dazu und fertig ist eine göttliche Mahlzeit.
Wir kochen oft selber, meist nur einfache Gerichte, türkische Küche, viel Gemüse, wenig Fleisch, da dies wirklich teuer in der Türkei ist, bald doppelt so teuer wie in Europa. Wenn man das die Einkommen der Einheimischen bedenkt, ist Fleisch ein reiner Luxus! Geflügel ist etwas günstiger und wird so meist dem Rindfleisch vorgezogen.
Unser Leitungwasser ist zwar gesundheitlich unbedenklich, dennoch benutzen wir es auf anraten der Nachbarn nicht zum Kochen und Trinken...man weiß ja nie.
So müssen wir also gelegentlich den Sucu, den Wasserverkäufer abpassen, der sein Kommen mit dem Pritschenwagen durch mehrmaliges Hupen ankündigt. Man winkt ihn heran und der gute Mann liefert einem das Wasser gleich bis ins Haus.
Sollten wir unterwegs sein, stellen wir eine leere Flasche an den Weg zum Haus, befestigen einen Umschlag mit dem Geld daran und er stellt uns eine neue Flasche vor die Wohnungtür. 25l für 5 TL, etwa 2,50€.
Ähnlich verhält es sich, wenn einem das Gas ausgeht. Ein Anruf beim Service und nach kurzer Zeit steht ein Bote mit einer neuen Flasche vor der Tür.
Was Dienstleistungen anbelangt sind wir in der Türkei bisher noch nie entäuscht worden. Wir haben auch noch keinen unzuverlässigen Handwerker dort erlebt.
Wir haben uns vor ein paar Jahren einen Schrank anfertigen lassen, nur nach einer kleinen Zeichnung auf einem DinA5 Blatt. Die Auswahl an Holzsorten war in der kleinen Schreinerei eh nicht so groß, da kann man gar nicht lange ins Grübeln. So entstand ein großes Sideboard mit viel Stauraum für Wäsche, Handtücher etc., für knapp 200€. Und die Verarbeitung ist tadellos!
Zugegeben, man kann nicht immer europäischen Standard erwarten, aber wenn ich dass wollte, bräuchte ich nicht in ein anderes Land fahren.
Im Laufe der letzten 8 Jahre hat sich diesbezüglich doch vieles zum Positiven entwickelt., gerade in den Küsten - und somit den Touristengebieten.
Da wir einen Mietwagen haben, sind wir oft unterwegs, machen z.B. Tagesausflüge in die Berge. Größere Touren werden natürlich schon im Vorfeld geplant, aber meist lassen wir uns einfach nur treiben und halten mal hier, mal dort, wo es uns gerade gefällt.
An manchen Wegkreuzungen lassen wir schon Mal eine Münze entscheiden, ob wir nun rechts oder links abbiegen.
Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel!
Meistens haben wir eine Tasche mit Badesachen dabei, denn irgendwo an der Küste findet sich immer eine kleine Bucht, die zum Schwimmen einlädt.
Oder wir machen ein Picknick, trinken irgendwo in einem Dorf einen Tee oder Ayran.
Generell zieht es uns mehr in die Berge oder in Richtung Anamur, weil es da ruhiger und ursprünglicher ist. Aber zum Einkaufen und shoppen geht's natürlich nach Alanya.
Alanya hat sich zu einer großen Stadt entwickelt. Nicht alles ist besser oder schöner geworden, aber einiges hat sich doch zu positiven verändert. Es gibt sehr gute Modegeschäfte und Boutiquen, weniger den Ramsch, den man aber in der Nähe des Dolmusbahnhofs immer noch findet. Unten am Hafen wurde vieles geändert, und gerade in den Monaten außerhalb der Saison, wenn die meisten Diskotheken geschlossen sind, ist es richtig ruhig und beschaulich dort.
Es kommt vor, das wir spät am Abends noch die 15 km in die Stadt fahren, den Burgberg rauf oder zu den Aussichtsterassen in Alanya - Bektaş fahren und auf das nächtliche Alanya blicken.
Aber es kommt auch vor, dass wir an manchen Tagen fast gar nicht aus dem Haus gehen. Da wird den lieben langen Tag nur herumgegammelt, gelesen, fern gesehen. Wir sitzen auf den Balkon und genießen die Aussicht auf die Bucht von Alanya, die Sonne, die Wärme und das nichts tun. Zum Strand gehen wir erst am späten Nachmittag, denn ab 17:00 Uhr wird es dort ruhiger. Der benachbarte Hotelstrand leert sich, man bereitet sich dort dann auf's Abendessen vor. Wir bleiben oft bis die Sonne untergegangen ist, fangen diese Momente in unseren Gedanken ein. An richtig grausligen Wintertagen hier in Deutschland holt man diese Erinnerungen gerne wieder vor und freut sich auf die Zeit, wenn man wieder in der 2. Heimat ist.
Ihr seht, unsere Art den Urlaub zu verbringen ist nun so ganz anders als ein Urlaub in einem Hotel.
Im Prinzip haben wir unseren Hausstand ja nur verlagert, die Arbeit dort ist die gleiche, das Geschirr wäscht sich nicht von alleine, die Wäsche muss gemacht werden, man putzt auch mal die Fenster und zuppelt ein bisschen an den Balkonblümchen herum.
Und trotzdem ist es anders, ich kann das gar nicht so beschreiben. Es läuft alles irgendwie ruhiger ab, man hat Zeit, unendlich viel Zeit. Kommt der Sucu heute nicht, kommt er eben morgen, fark etmez, egal, was soll's.
Vielleicht wären meine Gefühle anders, wenn wir einige Monate am Stück oder sogar dauerhaft dort leben und vielleicht auch arbeiten würden, ich kann es nicht sagen.
So wie es ist genießen wir aber jeden Augenblick dort, und ich möchte es auch gar nicht anders haben.
