Hallo zusammen.....
Ich möchte noch einen letzten Beitrag von meiner Juni-Reise schreiben. Zwar weiss ich gar nicht ob ich das nun unter "Fremdgehen" oder "Reisebericht" schreiben soll. Melanie wirds dann schon an den richtigen Ort hin verschieben ;-)
Von Antakya aus haben wir einen (langen) Tagesausflug nach Syrien, genauer gesagt nach Aleppo oder Halep gemacht.
Morgens um 05.45 wurden wir geweckt, um 06.45 war Abfahrt. Heute nicht mit unserem Bus, heute fuhr ein ortsansässiges Unternehmen mit einem Fahrer der Arabisch und Türkisch sprach. Unser Chauffeur begleitete uns und genoss seinen freien Tag mal als "Tourist".
Vorbei am Tiermarkt, an traumhaften Sonnenblumenfeldern und über holprige Strassen gings dem 100km entfernten Zoll entgegen. Kurz vor dem Grenzübertritt kam ein "Banker" in den Bus und man konnte Euro oder TR-Lira in Syrische Pfund umtauschen. Für ca. 100 Lira bekam ich ca.3000 Syrische Pfund. Man muss etwas Geld wechseln, denn andere Währungen werden nicht angenommen, ausser Kreditkarten.
Am Türkischen Zoll mussten alle aussteigen und zu Fuss zum Zollhäuschen gehen um den Ausreisestempel zu erhalten. Der Bus wurde mit seinen Wagenpapieren an einem anderen Schalter abgefertigt. Dann ging es ein paar Schritte weiter wo wir warteten bis der Bus uns wieder aufnahm, um uns ca. 5 km durchs "Niemandsland" zum Syrischen Zollamt zu fahren. Dort mussten wir in einem grossen Gebäude eine blaue Karte (für das Visum) mit unseren Personalien ausfüllen. Der Reiseleiter nahm alle Pässe (nur Pässe, Personalausweis nicht erlaubt und KEIN Israelischer Stempel drinn!) und blauen Karten und stellte sich am Schalter an. Wir waren gespannt was nun passiert.... Der Reiseleiter ging von diesem Schalter zu einem andern, dann zum Chef ins Büro, wieder an den Schalter usw. Dann war es vorbei mit der Ruhe in der Halle. Immer mehr Leute verschiedener Nationen kamen um die blaue Karte und das Visum zu holen. Es gab "Schlangen" an den Schaltern und wir wussten warum wir so früh aufstehen mussten. Andere Touristen bekamen ihr Visum ganz schnell nur wir warteten und warteten. Der Reiseleiter sagte, dass sie mit den Schweizerpässen etwas Mühe hätten...ob sie die sooo wenig sehen oder obs am Minarettverbot lag?? Endlich nach 2 Stunden warten, die übrigens nicht langweilig waren, bekamen wir den Pass mit einem Ausreisestempel und dem Visum.
Im Bus gings durchs Grenztor und wir waren in einer anderen Kultur. In Arabischer und Englischer Schrift waren die Hauptwegweiser angeschrieben....wenn es denn überhaupt Wegweiser hatte!
Kurz nach der Grenze betraten wir ein Stück "Original Seidenstrasse". Sie ist erstaunlicherweise gut erhalten. Danach zur Tankstelle um Diesel zu tanken. Benzin und Diesel ist in Syrien seeeeeeehr billig. 1l Diesel kostet 20 Kurus!! An der dritten Tankstelle hatte es Diesel und auch einigermassen annehmbare Toiletten...
In Aleppo staunten wir nicht schlecht über die prunkvollen Häuser, die schönen Blumenrabatten und der vorwiegend "gelbe Verkehr". Aleppo hat wenig öffentlichen Verkehr, da das Benzin so billig ist, Man nimmt sich für wenig Geld einfach ein gelbes Taxi. Die Häuser sind meistens nicht höher als 4 Etagen, denn sie dürfen die Höhe der Balkone der Minarette nicht übersteigen... Ausnahmen gelten für öffentliche Bauten, Regierungsbauten und einige Hotels.
Natürlich sahen wir auch Armenviertel und verlotterte Häuser. Der Gesammteindruck ist jedoch simpel "WOW, staun, schööön"
Das Eindrücklichste war für mich die Zitadelle, von wo man den schönsten Ausblick über die Stadt hat. Sie ist riesig. Der Burggraben hat eine Breite von 20m, Das ovale Burgplateau misst 275x375m, das Eingangstor ist sehr hoch und der reichverzierte Thonsaal misst 27x24m. Die Burg ist wie eine eigene Stadt. Es gibt Kirchen (Aleppo hat Griechische Wurzeln), Moscheen, ein Theater und einer der schönsten Hamame von Syrien ist auch in der Burg. Es gibt viele, viele Gebäude. Einmal mehr faszinierte mich die Tatsache, dass das alles ohne grosse Baumaschinen, Krane und moderne Hilfsmittel entstanden ist!
Bei einem herrlichen Glas Tee erduldeten wir die 43 Grad Hitze zu oberst auf der Zitadelle und genossen den Ausblick über die Stadt. Auffallend war, im Gegensatz zu türkischen Städten, wie wenig Bäume und Grünflächen zu sehen waren. Über die Burg schreibe ich nicht viel, da kann man genug im Internet nachlesen.
Im Christlichen Viertel haben wir in einem wunderbaren Restaurant, es heisst "Beit Wakil", ein hervorragendes Mittagessen eingenommen. Der ganze Tisch war beladen mit verschiedenen Spezialitäten und Mezes. Zum Dessert gab es verschiedene Früchte und Glace, einfach herrlich....
Nach dem Essen besuchten wir die "Grosse Moschee"Al-Dschami al-Kabir. Als Ausländerinnen (die Männer nicht) mussten wir, trotz langen Hosen, achseldeckendem T-Shirt und Kopftuch, einen grauen Mantel mit Kapuze überziehen (damit man die Ausländerinnen von weitem kennt???oder wegen dem Obulus?). Die Moschee ist das bedeutenste seldschukische Bauwerk in Aleppo. Sie beherbergt Überreste des Propheten Zacharias, der den Muslimen heilig ist. Er ist der Vater von Johannes dem Täufer. Innen habe ich schon schönere Moscheen gesehen (Istanbul + Casablanca) aber der grosse Vorplatz mit den Waschbrunnen, der Koranschule und das 45m hohe Minarett sind sehr schön.
Gleich neben der "Grossen Moschee" beginnen die Suks. Eine Augenweide sind die vielen getrockneten Früchte und Süssigkeiten. Preiswert sind Kleider und Schals aus Seide und echte Perlen. Nicht zu vergessen die wohltuende Aleppo-Lorbeerseife.
Wenn einem die Füsse weh tun vom vielen gehen, kann man sich am Ausgang der Suks, zur Zitadelle hin, in einem der vielen Restaurants ausruhen.
Leider war der Tag viel zu kurz um all die Sehenswürdigkeiten von Aleppo anzuschauen. Es gäbe noch das berühmte Nationalmuseum (Dienstag geschlossen!), das St.Simeonkloster, verschiedene Hamame, die Altstadt usw anzuschauen.
Auf dem Rückweg besuchten wir ein Geschäft das Schokolade herstellt (für uns Schweizer nicht wirklich was...) und ein Geschäft das die gut haltbaren (ca.6Mt.) trockenen Baklava herstellt. Diese sind sehr zu empfehlen. Man kann sie gut mit nach Hause nehmen.
Ziemlich müde setzten wir uns in den Bus und machten uns auf den Weg zurück in die Türkei. Auf dem Weg, noch in Aleppo, sahen den Turm wo die zum Tode verurteilten zur Abschreckung der Bevölkerung aufgehängt werden. Einige unserer Gruppe haben noch davon geträumt...
Dann nochmals billig Diesel tanken und letzte Fotos von Syrien machen.
Vor der Syrischen Grenze standen kilometerlang Lastwagen vollgepackt mit Gütern und warteten auf die Zollabfertigung. Diesesmal durfeten wir im Bus sitzen bleiben. Es kam lediglich ein Zöllner und wollte alle Pässe sehen. Dann konnte man im Dutyfree einkaufen, aber nur mit Euro, Dollar oder Kreditkarte bezahlen... mit den restlichen Syrischen Pfund konnte man nicht bezahlen! Eine Stange Marlboro rot kosteten 14 Dollar, Winston 9 Dollar und JB Whisky kostete 15 Dollar.
Weiter gings zum Türkischen Zoll. Dort gab es ohne Warten einen neuen Einreisestempel. Nach der Grenze kam wieder der "Banker" und man konnte das Geld zurücktauschen....oder als Andenken behalten. Inzwischen war es schon stockdunkel. Überall sahen wir kleinere und grössere Brände in den Nachthimmel lodern. Der Reiseleiter sagte mit einem Achselzucken....obwohl es verboten ist brennen sie die Felder ab...
Wohlbehalten aber müde kamen wir ca um 22.30 in Antakya beim Hotel an. Es war ein super toller Tag. Ich möchte nocheinmal hingehen, denn es hat noch soooo viel zum Anschauen. Ich kann diesen Ausflug wirklich allen sehr empfehlen. Es ist nicht gefährlich und man braucht keine Angst haben...nur etwas Geduld und keine hohen Ansprüche an Toiletten ;-)
So, ich hoffe Euch gefallen die Fotos und mein Bericht hat Euch ein bischen nach Syrien versetzt.
Viele Grüsse und selam, Ursy
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