"Benzin yok" in Gündoğmuş
Wir waren wieder mal mit dem Auto in den Bergen unterwegs. Unser Ziel war der Alara-Wasserfall nahe Köprülü.
Die Strecke bis Gündogmus war uns bekannt, sowohl von dem Abzweig D400 bei Manavgat, Richtung Konya, als auch von Konakli/Payallar aus. Zeitig brachen wir in Alanya auf, genügend Wasser und etwas fürs Picknick im Gepäck, um einen schönen Herbsttag in den Bergen zu verbringen

. Noch ein Blick auf die Tankanzeige im Auto, ja wird schon reichen, kommen ja noch genügend Tankstellen. Schon bald waren wir an Soğukpınar und Güzelbağ vorbei und genossen die Fahrt entlang der kurvenreichen Straße O0. Immer öfter machen wir einen kurzen Foto-Stopp :photo: :photo:, denn der Ausblick auf die schon leicht schneebedeckten Berge war unvergleichlich. Herrlich diese Ruhe hier oben. Gelegentlich hörte man das typische Knattern einen alten Jawa und schon kam eines dieser unverwüstlichen und bei den Einheimischen so beliebtes Gefährt an und vorbei. Hupend und winkend wurden wir vom Fahrer gegrüßt, dann wurde das Knattern leiser und schon war es wieder still. Wir hörten bald darauf leises bimmeln von Glöckchen, vermischt mit gelegentlich lautem Rufen und Pfeifen. Eine Ziegenherde war im Anmarsch, begleitet von zwei Hirten und mindesten 6 riesigen Hirtenhunden, ich vermute, 4 davon waren reine Kangals. Die Hunde trugen fast alle große, dicke Stachelhalsbänder und sahen mehr als bedrohlich aus. Sie steuerten auch gleich auf uns zu, umschlichen uns und setzten sich direkt vor unsere Füße :-\. Wir grüßten freundlich mit einem "Merhabarlar" und ich versuchte mit meinen wenigen Türkischkenntnissen ein wenig Konversation. Oooh, bir büyük Keci-Sürü. Da haben se' aber 'ne große Ziegenherde. Die Hirten grinsten uns an, erkannten sie wohl unser Unwohlsein in dieser Situation. Evet, aşağı yukarı ikiyüzelli tane. Ja, ungefähr 250 Stück. Ein kurzer Pfiff, die Hunde setzten sich in Bewegung, "Eyvallah"- Tschüss und weg waren sie.
An unseren Plan zu tanken, hatten wir gar nicht mehr gedacht :( :klatsch:.
Nun nächste Tankstelle ist ja in Gündoğmuş, es wird schon noch reichen.
Wir setzten unsere Fahrt fort und trafen bald in Gündoğmuş ein. Und da traf uns der Schlag: die Tankstelle, die wir noch vor ein paar Monaten dort besucht hatten war geschlossen :o :o. Ich schnappte mir den Sprachführer, übte schnell den Satz: Wo ist die nächste Tankstelle, und fragte dann einen jungen Mann. Benzin yok. Benzin istasyonu kapalı. Ja, das hatten wir schon gesehen, das die Tanke dicht war. Der junge Mann sagte etwas von Camii und links und rechts. Prima, aber an der Moschee hatten wir keine Tanke gesehen. Vielleicht hatte ich auch alles falsch verstanden und er wollte uns nur andeuten, dass jetzt wohl nur noch Beten half :-\ :-\ :'(.
Und nun? Fragender Blick an meinen Mann. Ach, Reserve zeigt gerade erst an, außerdem haben wir einen Diesel, das klappt schon. Ob wir besser zusehen, das wir Richtung Manavgat zurückfahren, da könnten wir es eventuell so eben schaffen?? o.O
Ach was, wir wollten doch zu dem Wasserfall, bis Köprülü sind es nur 30 km. Das schaffen wir locker und tanken da. Mein Mann und sein Gottvertrauen

. Also ich weiß nicht, gab ich zu bedenken, aber da war mein Mann schon weitergefahren. Die Aussicht und die kleinen Dörfer, durch die wir nun kamen, konnte ich nun so gar nicht genießen. Wir waren gerade an dem Dorf Narağacı (Granatapfelbäume) vorbei, als die Tankanzeige gefährlich blinkte.
So, mein lieber Mann, du machst jetzt auf der Stelle kehrt :mutti:
Vielleicht haben wir Glück und schaffen es noch bis Gündoğmuş. Ich verbringe die Nacht lieber dort als hier in der Pampa!!

:teufel:
Meinste??

Boh, Mann, fahr!! :klatsch: :rambo: :box:
Direkt an der Straße saßen einige ältere Männer und tranken Tee. Alle reckten die Hälse, als sie uns, wild gestikulierend im Auto sahen.
Zurück in Gündoğmuş steuerten wir dann die dortige Polizeistation an, die sich über einem kleinen Market befand. Mit dem Sprachführer in der Hand und hochrotem Kopf betrat ich da Büro. Typisch Türkei! Ledersessel und - couch im Büro, geschäftiges Treiben in der Küche :D. Bitte setzen sie sich, was können wir tun. Möchten sie Tee. Ich versuchte mit meinen 3-Brocken VHS-Türkisch unser Problem darzustellen, erklärte dass mein Mann unten warten würde und wurde anscheinend verstanden. Allah şükür!!!

2 Beamte gingen mit zu unserem Auto, setzen sich auf die hintere Bank und so wurden wir mit Polizeieskorte durch Gündoğmuş gelotst. Vor der Moschee hielten wir an und mein Mann folgte den beiden Polizisten ins das gegenüberliegende Gebäude, in dem sich wohl das "Rathaus" befand. Gleich daneben war ein großer Platz, wo mehrere Dolmuşe und Trecker standen.
Uns wurde dann angedeutet, wir sollen auf diesen Platz fahren und siehe da, hinter dem "Rathaus" gab es eine Dieselzapfsäule. Deswegen standen auch die Trecker und Busse dort und der junge Mann, den wir eine gute Stunde zuvor gefragt hatten, wollte uns wohl auch auf diese Möglichkeit zu tanken hinweisen.
Mittlerweile hatte sich eine Menschentraube, ausschließlich Männer, um uns gebildet. Ich stellte mich etwas abseits :shame:, und verstand nur, Touristler… Problem… çok az Benzin. Einige grinsten, andere schüttelten den Kopf, manche schlugen meinem Mann lachend auf die Schulter. Wir brachten die Polizisten danach wieder zu ihrer Station, bedankten uns vielmals für ihre Hilfe. Bir sey değil, keine Ursache, war die Antwort, :kuss: und wir setzten unsere Fahrt fort. Als wir wieder durch das Granatapfeldorf Narağacı kamen, saßen die alten Männer dort immer noch beim Tee. Wieder hoben alle die Köpfe und staunten wohl nicht schlecht als wir abermals dort vorbei kamen.
Wir erreichten dann tatsächlich noch Köprülü und fanden auch das kleine Hinweisschild zum Wasserfall. Mittlerweile war es 15:00 Uhr durch, und wir wollten, wenn möglich, nicht im dustern durch die Berge fahren. Also blieb uns nur Zeit für einen sehr kurzen Besuch. Schnell durch den netten Teegarten, der ziemlich verlassen aussah, ein paar Bilder vom Wasserfall geschossen und wir machten uns wieder auf den Rückweg.
In Narağacı hupte mein Mann und winkte den alten Männern zu, die lachend zurück grüßten

. Und auch unsere Ziegenhirten sahen wir noch einmal. Ihre riesigen Hunde lagen vor und hinter einer Kurve wie Warnschilder mitten auf der Straße.
Wir schafften es noch fast im hellen bis Güzelbağ, dann ging die Sonne wie immer sehr schnell in einem tiefen Rot unter, und uns wurde an den Berghängen ein herrliches Farbschauspiel gegeben, an dem man sich kaum satt sehen konnte. Als wir Konakli erreichten war es bereits dunkel.
So ging ein Tag zu Ende, der uns wohl unvergessen bleibt. O0
Wann ist man schon mal Tagesgespräch in Gündoğmuşâ€¦. ^-^
So geschehen im November 2007, Kedi
