Wer chronisch krank ist, muss nicht automatisch auf eine Urlaubsreise verzichten. Betroffene sind allerdings oft unsicher, ob sie sich den Strapazen einer Reise unterziehen sollen und ob sie überhaupt verreisen dürfen. In den meisten Fällen gilt: Wenn man besondere Vorsichtsmaßnahmen beachtet und die Reise gut plant, spricht nichts gegen einen Erholungsurlaub.
Reisetauglichkeit abklären
"Mit einer gründlichen Vorbereitung fährt und fliegt es sich einfach besser und sicherer", sagt Dr. Joachim Huber, Facharzt für Innere Medizin und Fliegerarzt in Wien: Huber und warnt chronisch Kranke davor, Urlaub "ins Blaue" zu machen. Als ersten Schritt sollte man unbedingt seine Reisetauglichkeit medizinisch abklären lassen - am besten sechs Wochen vor der beabsichtigten Reise. Besprechen Sie mit dem Hausarzt oder eventuell einem Fliegerarzt, ob die geplante Reise durchgeführt werden darf oder ob eine Verschlimmerung der Leiden zu befürchten ist. Ein Flug, ungewohntes Klima, fremde Kost oder starke körperliche Beanspruchung können sich negativ auf die Krankheit auswirken.
Ärzte sollen aufklären und helfen
Über die Rolle der Ärzte im Umgang mit Reisewünschen ihrer chronisch kranken Patienten sagt Huber: "Ärzte sollen nicht vorschnell Flug- oder Reiseverbote aussprechen, sondern im Team mit Fachkollegen, Psychologen, Schmerzambulanzen und Reisegesellschaften alles tun, damit ihre Patienten die Reise - gut vorbereitet - antreten können. Dort aber, wo ein unzumutbares Flugrisiko aufscheint, sind Patienten und deren Angehörige jedoch konsequent auf die Gesundheitsfolgen, aber auch auf die exorbitanten Kosten einer vorzeitigen Landung des Flugzeuges und andere versicherungsrechtliche Folgen aufmerksam zu machen."
Chronische Erkrankungen
Bei Patienten mit Herz- bzw. Atembeschwerden in Ruhe und bei leichten Anstrengungen sowie Menschen mit Atemnot, Lungenhochdruck und bestimmten Gefäßerkrankungen kann laut Dr. Huber Reiseunverträglichkeit vorliegen. Patienten mit schweren Überleitungsstörungen oder ventrikulären Arrhythmien sollten vor geplanten Reisen immer eine fachärztliche Risikoeinschätzung einholen.Dr. Huber empfiehlt Patienten bei einem der folgenden Symptome oder Erkrankungen unbedingt vor der Buchung einer Flugreise mit einem Facharzt zu sprechen: bei Durchfall, Harnproblemen, Gallen- oder Nierensteinen, Tumorerkrankungen, Hämorrhoiden, Leistenbruch oder Narbenbruch. Nach Operationen sollte man mit dem Operateur oder einem Flugarzt sprechen, wann und unter welchen Bedingungen Fliegen möglich ist. Bei Zweifel an der Reise- bzw. Flugtauglichkeit muss rechtzeitig vor der Reise eine genaue ärztliche Untersuchung erfolgen.
Urlaub gut vorbereiten
Bestätigt der Arzt die Reisetauglichkeit, dann gilt es den Urlaub gut vorzubereiten. Mithilfe seines Arztes sollte ein Patient einige spezielle Reiseunterlagen zusammenstellen: eine kurze schriftliche Zusammenfassung der Krankengeschichte, ein mehrsprachiges Attest, eine Liste der benötigten Medikamente, die Verordnung der Arzneimittel, eine Kopie des Rezepts, die Telefonnummer des behandelnden Arztes sowie Namen, Adressen und Telefonnummern von Ärzten oder Kliniken am Urlaubsort. Manche Medikamente können beim Zoll Probleme bereiten. Daher ist eine Bescheinigung eines Mediziners über die Erkrankung und die dafür nötigen Medikamente in der jeweiligen Landessprache oder in Englisch hilfreich.
Wahl des Reiseziels
Bei der Wahl des Urlaubsortes sollte man folgende Punkte bedenken: Klimatische Verhältnisse Ist das Gelände hügelig oder eben? Wie weit ist es vom Hotel zum Strand, wie sind die Einkaufsmöglichkeiten? Gibt es vor Ort einen Arzt mit Deutschkenntnissen, eine Apotheke, ein Krankenhaus? Im Hotel: Gibt es einen Aufzug?
Genaue Planung
Bei Gehbehinderung sollte ein spezieller Sitzplatz gebucht werden. Alle nötigen Medikamente mit an Bord nehmen! Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden müssen, sollten in ausreichenden Mengen mitgenommen werden. Alle wichtigen Formulare und Bescheinigungen zusammen mit den Medikamenten griffbereit ins Handgepäck geben. Bei Langstreckenflügen lockere Kleidung, Socken, wärmenden Schal und Pullover mit an Bord nehmen. Therapie weiterführen und Tabletten konsequent weiterhin einnehmen. Über notwendige Impfungen rechtzeitig (mehrere Wochen vor Reiseantritt) informieren und diese durchführen. Bei der Auswahl des Hotelzimmers sollte man darauf achten, dass ein Kühlschrank im Raum ist. Zahlreiche Medikamente vertragen keine Hitze und sind im Kühlschrank zu lagern.
Begriffserläuterung:
Der Begriff "Fliegerarzt" bezeichnet umgangssprachlich einen Arzt, der behördlich bestellt ist, um etwa Flugtauglichkeitszeugnisse auszustellen. Der Fliegerarzt ist aber auch der Ansprechpartner bei allen Fragen rund um Fliegertauglichkeit von Patienten.Dr. Thomas HartlJuni 2009Foto: Bilderbox
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